"Berlin - Stiefmutter der russischen Städte" schrieb einst der Dichter Vladislav Chodasevic. Doch was war das Besondere an Berlin? Was war es, was tausende von russischen Emigranten und vor allem Schriftsteller in den 1920-ern anzog, die nächsten Jahre in dieser europäischen Metropole zu verbringen und wer waren diese Emigranten? Viele Schriftsteller, u.a. Maksim Gorkij, Aleksej Remisov, Il'ja Erenburg, Aleksej Tolstoj, Marina Cvetaeva sowie Andrej Belyj verbrachten hier einige Jahre ihres Lebens und trafen sich zum gemeinsamen philosophieren vorzugsweise in den Cafes um den Nollendorfplatz und den Prager Platz. Für viele war der Aufenthalt in Berlin eine glückliche Zwischenstation und Gelegenheit, den Wirren in der Heimat zu entkommen. Für Andrej Belyj dagegen war Berlin "nur ein Rastplatz auf einer ruhelosen Flucht vor sich selbst". Belyj blieb während seiner Berliner Zeit ohne Verständigungsbasis - sein Aufenthalt sollte nicht der Start zu einem Neubeginn werden, sondern gerät zu einem großen Missverständnis. Er beginnt, seine inneren Widersprüche auf seine Umwelt zu projizieren und sich von der Realität zu entfernen. Versunken im eigenen Ich entwickelt sich seine Emigration zu einer Flucht vor, und einer Suche nach sich selbst. Das Buch thematisiert Andrej Belyjs polemisch gehaltenen Essay "Im Reich der Schatten", in welchem Belyj seine in Berlin verlebte Zeit und die daraus gewonnen Eindrücke wahrlich meisterhaft schildert. Ein Muss für jeden Slavistik-Studenten, aber auch alle Russland-Liebhaber.
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