Die berühmte Gregorius-Legende, neu erzählt von Thomas Mann »Der Erwählte« ist Thomas Manns meisterhafte Neuerzählung der mittelalterlichen Gregorius-Legende. Gregorius geht aus der Liebe eines Geschwisterpaares hervor und wird in einem Fässchen dem Meer ausgeliefert. Nach seiner Rettung erhält er eine klösterliche Erziehung und macht sich schließlich auf die Suche nach seinen Eltern. Durch einen Kampf erobert er sich das Herz von Herzogin Sibylla, die seine Gattin wird. Erst nach Jahren stellen sie fest, dass Gregorius seine Mutter geheiratet hat. Er verlässt die Stadt, um fortan als Eremit zu leben. Von einem Fischer wird er auf einen Felsen in einem See gebracht, wo er angekettet siebzehn Jahre verbringt. Zwei römische Gesandte erlösen ihn schließlich aus dieser Buße, und ihre Vision wird Realität: In Rom wird Gregorius zum Papst ernannt. Thomas Mann lernte die Legende als Student in München bereits 1894 in der Fassung Hartmanns von Aue kennen. Während seiner Arbeit an »Doktor Faustus« (1947) stieß er erneut auf den Stoff und formte daraus »dieses in Gott vergnügte Büchlein«. »Der Erwählte« erschien erstmals 1951 bei S. Fischer.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Edo Reents, selbst Verfasser von Schriften über Thomas Mann, schaut ganz genau auf die Große kommentierte Frankfurter Ausgabe, der nun Band 11 mit Manns letzten Roman "Der Erwählte" und einem Kommentar von Heinrich Detering und Maren Ermisch hinzugefügt wurde. Und im Wesentlichen ist Reents zufrieden mit der Arbeit der beiden Germanisten: Die Rezeptionsgeschichte des Romans, den Hass in Deutschland und die Würdigung im Ausland beleuchten die Herausgeber umfassend, mit Blick auf zahlreiche Kritiken, auch jene die 1950 in der FAZ erschien, wie Reents beschämt feststellt: Damals bezeichnete der Literaturkritiker Gerhard Nebel Mann als "Exponent einer bis zur Dummheit gehenden Abneigung gegen Deutschland". Vorbildlich auch, wie Detering und Ermisch Entstehungsgeschichte und Quellenlage recherchieren und Mann bisweilen ein "niederes Abschreiben" nachweisen, meint der Kritiker. Ein paar Details, etwa zu Manns Übertragungen aus dem Mittelhochdeutschen, übersehen die Herausgeber, aber das kann der Rezensent verzeihen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Thomas Mann erweist sich als gesellschaftskritische Stimme [...] Die Mechanismen von Angst, Wunderglaube, Propaganda und Gruppenhysterie wirken heute wie eh und je. Süddeutsche Zeitung 20220730