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"Der Schall ist immer da. Richtig! Die Bilder sind immer in dem Spiegel. Sie werden ständig in das All von ihm geschleudert. Sicher! Und wenn ihre Schwingen eben wieder auf eine geeignete Empfangsstation für die gleiche Wellenlänge treffen, dann sind es wieder Bilder, dann sind es wieder Worte." Rom im Jahre 1935. Harry Frank, der alternde "Held" des Romans, kauft an einem Andenkenstand die Replik eines alten etruskischen Spiegels. Oder ist es vielleicht doch ein Original? Auf alle Fälle hat es mit dem Spiegel eine besondere Bewandtnis, denn er scheint Frank seinen eigenen Tod und noch vieles…mehr
"Der Schall ist immer da. Richtig! Die Bilder sind immer in dem Spiegel. Sie werden ständig in das All von ihm geschleudert. Sicher! Und wenn ihre Schwingen eben wieder auf eine geeignete Empfangsstation für die gleiche Wellenlänge treffen, dann sind es wieder Bilder, dann sind es wieder Worte." Rom im Jahre 1935. Harry Frank, der alternde "Held" des Romans, kauft an einem Andenkenstand die Replik eines alten etruskischen Spiegels. Oder ist es vielleicht doch ein Original? Auf alle Fälle hat es mit dem Spiegel eine besondere Bewandtnis, denn er scheint Frank seinen eigenen Tod und noch vieles mehr vorauszusagen ... Der vielschichtige Roman legt mehrere Erzählschichten kunstvoll übereinander und verbindet sie auf raffinierte Weise: Da ist die Geschichte von Harry Frank, der wie der Autor selbst als Jude aus dem nationalsozialistischen Deutschland geflohen ist, da ist überhaupt die zeitkritische und autobiografische Ebene der Aufzeichnungen des Autors im niederländischen Exil, da ist Harry Franks traurig-unheilvolle Liebesgeschichte, in der besagter Spiegel eine tragische Rolle spielt, da ist das römische Reisebild aus der Zeit Mussolinis, das die Stadt Rom nicht nur in Harry Franks Augen spiegelt, sondern zitathaft auch römische Reisebilder von Goethe und Stendhal bis Taine und Otto Julius Hartleben aufschimmern lässt ... Die Geschichte von Harry Frank, der in Rom eine späte Liebe findet, zugleich aber auch eine geheimnisvolle Prophezeiung vom Untergang der abendländischen Welt erfährt, vereint noch einmal alle wichtigen Motive im Werk von Georg Hermann, jenem leider allzu vergessenen Lieblingsautor von Sigmund Freud, dessen umfangreiches Werk nun wiederentdeckt wird. 1936 im holländischen Exil geschrieben und nur dort veröffentlicht, ist "Der etruskische Spiegel" Hermanns letzter Roman. Sieben Jahre später wurde er in Auschwitz ermordet.-
Georg Hermann, eigentlich Georg Hermann Borchardt (1871–1943), war ein deutscher Schriftsteller. Georg Hermann wurde 1871 als jüngstes von sechs Kindern einer alteingesessenen jüdisch-berlinerischen und später verarmten Kaufmannsfamilie geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums durchlief er eine Kaufmannslehre und arbeitete als Gehilfe in einem Krawattengeschäft. Von 1896 bis 1899 besuchte er literarische, kunstgeschichtliche und philosophische Vorlesungen an der Universität Berlin. Später war er beim Statistischen Amt Berlin beschäftigt, schrieb daneben Texte für Zeitungen und Zeitschriften und machte sich durch Feuilletons, Kunstkritiken und als Verfasser kunsthistorischer Werke nach und nach einen Namen. Obwohl er sich bereits als Schüler schriftstellerisch versucht und später unter anderem drei Bände Prosaskizzen veröffentlicht hatte, setzte er sich als Schriftsteller allerdings erst relativ spät durch: Erst der Roman "Jettchen Gebert" (1906) machte ihn mit einem Schlag berühmt. "Jettchen Gebert" und sein Fortsetzungsband "Henriette Jacoby", die ein Bild des liberalen Geistes im Berlin der 1840er Jahre in einer jüdischen Familie zeichnen, waren Bestseller mit zusammen mehr als 260 Auflagen. Hermann lebte fortan als vielgelesener Romancier in Berlin, zeitweise in Neckargemünd bei Heidelberg. Sein literarisches Vorbild war Theodor Fontane, was ihm auch die Bezeichnung "jüdischer Fontane" eintrug. Neben oft stark autobiografisch getönten jüdisch-bürgerlichen Themen griff er auch Stoffe aus den unteren sozialen Schichten ("Kubinke", 1910, der Zuhälterroman "Rosenemil", 1935) und aus der preußischen Geschichte auf. Seine Romane sind Unterhaltungsliteratur von Rang, wie sie in Deutschland selten ist.Durch die nationalsozialistischen Machthaber ständig bedroht, entschloss sich Hermann nach dem Reichstagsbrand im Jahre 1933, Deutschland zu verlassen und ging nach Holland ins Exil. Seine Werke standen auf der "Schwarzen Liste" und wurden bei den Bücherverbrennungen im Mai 1933 den Flammen übergeben. Im Exil schrieb Hermann unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen weitere Romane. Nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht wurde Hermann mit seiner Tochter aus zweiter Ehe Ursula und deren Sohn Michael in das Durchgangslager Westerbork und am 16. November 1943 ohne Tochter und Enkel in das KZ Auschwitz deportiert. Der Transport mit 995 "Juden aus dem Lager Westerbork" erreichte Auschwitz am 17. November 1943. Als Georg Hermanns Todesdatum gilt der 19. November 1943.
Rezensionen
»Weitere Bände sollen folgen (...) - ein mutiges Unternehmen, das dem Leser nicht so sehr Kenntnisse der alten Römer oder Etrusker abverlangt, sondern die Bereitschaft, sich auf die Erfahrungen eines Gestürzten einzulassen." (Hazel Rosenstrauch, CulturMag, 01.11.2021) »Georg Hermanns Texte wiederzuentdecken, ist lohnenswert.« (Björn Hayer, neues deutschland, 07.10.2021) »(S)eine Lust an der detailreichen Beschreibung, seine plauderhafte, bisweilen auch mal ins Blumige ausschlagende Anti-Ökonomie der Sprache zeugen vom Reichtum literarischen Ausdrucksvermögens. (...) so eindringlich, so stimmungsvoll lässt sich nur selten durch Texte spazieren.« (Björn Hayer, neues deutschland, 07.10.2021) »Man darf gespannt sein auf die Fortführung der ambitionierten Edition« (Manfred Orlick, literaturkritik.de, 07.01.2022) »Verbindendes Element der Lebens- und Leidensgeschichte (...) sind die Beschreibungen der Großstadt Berlin, die Einblicke in ganz unterschiedliche Gesellschaftsmilieus erlauben.« (Manfred Orlick, literaturkritik.de, 07.01.2022) »Lesens- und empfehlenswert« (Buchprofile 67/2022, H.1, Josef Schnurrer)
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