Essay aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, Note: 1,3, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig (Institut für Erziehungswissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: In diesem Essay soll es um die Rahmenbedingungen gehen, die den sexuellen Missbrauch von Schülern und Schülerinnen, unter dem Deckmantel einer progressiven Pädagogik, möglich machten. Diese werde ich anhand des Films "Die Auserwählten" von Christoph Röhl analysieren. Die zentralen Fragen in diesem Essay sind folgende: Wie entwickelte sich der Machtmissbrauch in diesem reformpädagogischen Kontext? Wie und warum konnten diese Vorfälle über all die Jahre verschleiert werden? Um diese Fragen zu beantworten, werden die Antworten, die der Film "Die Auserwählten" zu dieser Thematik findet, einbezogen und ausgewertet. Die Missbrauchsfälle an der mittlerweile geschlossenen Odenwaldschule, einem Landerziehungsheim und ehemaligen Vorzeigeinternat in Heppenheim (Bergstraße), die im Jahre 1998 ans Licht kamen, erschütterten die gesamte Bundesrepublik. Verschiedene Lehrkräfte, sowie der ehemalige Schulleiter Gerold Becker wurden des jahrzehntelangen sexuellen Missbrauchs von Schülern und Schülerinnen beschuldigt. Die Odenwaldschule wurde im Jahre 1910 von Paul und Edith Geheeb, zwei deutschen Reformpädagogen, gegründet. Sie entstand zusammen mit anderen Landerziehungsheimen als Ergebnis der reformpädagogischen Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Paul Geheeb wird als eine der wichtigsten Personen der Landerziehungsheimbewegung gesehen. Er gilt als Pionier und Verfechter der Koedukation, und gründete mit der Odenwaldschule die erste koedukative Internatsschule Deutschlands. Sie bot Kindern und Jugendlichen, ähnlich wie eine integrierte Gesamtschule, die Möglichkeit einen regulären Schulabschluss, vom Hauptschulabschluss über Realschulabschluss und Fachhochschulreife bis hin zur allgemeinen Hochschulreife zu erwerben. Zudem wurden verschiedene berufliche Ausbildungsgänge und Abschlussprüfungen angeboten. An der Internatsschule konnten bis zu 250 Schüler und Schülerinnen aufgenommen werden. Sie lebten auf dem Areal der Schule in kleinen, altersgemischten Wohngruppen von 5 bis 10 Schülern und Schülerinnen zusammen. Diese Wohngruppen wurden als "Familien" bezeichnet und von einem Lehrerpaar oder von einzelnen Lehrkräften betreut. Das Areal der Odenwaldschule umfasste eine Vielzahl von Grünanlagen und Gebäuden, darunter die Wohngebäude, Verwaltungsgebäude, Freizeitgebäude und die für den Unterricht relevanten Gebäude.
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