Es gab ihn wirklich: Hans Böhm oder Hans Behem, den falschen Propheten aus Niklashausen. Aber bevor der zukünftige Leser googelt, sollte er das Buch unbefangen lesen, damit die Spannung erhalten bleibt.
Wir sind am Ende des Mittelalters, kurz bevor Martin Luther (geb. 1483) geboren wird. Es ist
das Jahr 1476. Das "niedere Volk" auf dem Land hungert. Schlechte Ernten, aber vor allem die Abgaben…mehrEs gab ihn wirklich: Hans Böhm oder Hans Behem, den falschen Propheten aus Niklashausen. Aber bevor der zukünftige Leser googelt, sollte er das Buch unbefangen lesen, damit die Spannung erhalten bleibt.
Wir sind am Ende des Mittelalters, kurz bevor Martin Luther (geb. 1483) geboren wird. Es ist das Jahr 1476. Das "niedere Volk" auf dem Land hungert. Schlechte Ernten, aber vor allem die Abgaben und Frondienste lassen ihnen kaum genug zum Leben. Auf der anderen Seite sind es die Herrscher, die oft genug in Saus und Braus leben. Viele Pfarrer und Bischhöfe leben weder arm noch keusch, sondern versuchen - nur zum eigenen Nutzen - noch das Letzte aus der Bevölkerung herauszupressen. Ablassbriefe, Reliquienhandel sind hier nur Schlagworte.
Hans, der Schafhirte, ist ein einfacher Mann, des Lesens und Schreibens nicht kundig, doch er lässt sich in einem falschen Spiel um Macht missbrauchen und das hat tödliche Folgen - nicht für ihn, doch die Saat ist gelegt. Er sinnt auf Rache und hat dabei mit dem Eremiten Jeronimus, dem örtlichen Pfarrer Ulrich und der Badefrau Magdalena Gefährten, die ihm aus unterschiedlichen Gründen zur Seite stehen. Gemeinsam ersinnen sie eine schier unglaubliche Geschichte, die aber glaubhaft durch Hans insziniert wird. Die Saat geht auf, die Massen werden bewegt und das ganze fängt an sich eigenständig zu entwickeln. Und Hans ? Der blüht auf, er geht in seiner Rolle auf, er glaubt was er spielt und fühlt sich berufen. Er kann immer mehr Menschen überzeugen, das schreckt die politischen und geistlichen Herrschaften auf. Es wird gefährlich. Und dann gibt es auch noch Zwietracht untereinander......
Roman Rausch hat die Geschichte des "Pfeifers von Niklashausen" recherchiert, sie war lange Zeit fast in Vergessenheit geraten. Durch diese Einbettung in diesen fiktiven historischen Roman, wird sie fast wieder lebendig. Es ist eine alte Geschichte, dennoch eine, die sich so oder so immer wieder wiederholt oder wiederholen kann. Wenn die Umstände so sind, dass die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinanderklaffen, sind Konflikte und Unruhen unumgänglich. So wie hier, wo Hans, in seinen Reden die Massen auf die Ungerechtigkeit hinweist, sie ermutigt sich aufzulehnen gegen Gesetzte und Vorschriften. Und das unglaubliche daran - aber es ist belegt - er hat es geschafft in der damaligen Zeit Zehntausende zu bewegen eine Wallfahrt in das Taubertal zu machen.
Ein Roman, der sich anders liest als viele anderen, da man im Hinterkopf immer im Kopf hat, dass es diesen Menschen wirklich gegeben hat. Ob seine Beweggründe, die ihm der Autor hier hinein interpretiert, wirklich so waren, ist natürlich rein spekulativ. Die Geschichte musste - um interessant erzählt zu werden - ausgeschmückt und gefüllt werden. Dies ist dem Autor auch gut gelungen.
Eingebettet in die Geschichte gibt es noch drei kleinere Abschnitte (eine Ballade, eine Ausführung zum Thema historische Wallfahrten, ein Gebet und im Epilog die 12 Artikel von Memmingen), dazu am Ende einen Nachtrag des Autors zu Dichtung und Wahrheit über Hans Behem.
Anfangs hatte ich ein paar Schwierigkeiten die politischen Spielchen zu durchschauen, dennoch kann man als Leser dieser Geschichte gut folgen und sich mitreissen lassen.
Der Sprach- und Schreibstil von Roman Rausch ist flüssig und man kann sich vieles bildhaft vorstellen. So bekommt man ein Leser einen Eindruck, wie es damals ausgesehen haben könnte im Taubertal oder in Würzburg. Die Geschichte zeigt die bettelarmen Dörfer, aber auch die Badestuben, in denen es sich die, die es sich leisten konnten, nicht nur zum Baden hinbegaben. Vor allem aber hat er es geschafft die Geschichte so zu erzählen, dass sie glaubhaft erscheint, dass es sich so abgespielt haben könnte.
Fazit:
Ein gut erzählte und mit Spannung versehene Geschichte rund um eine interessante Figur aus dem 15. Jahrhundert.