Essay aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Soziologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft, Note: 1,7, Technische Universität Dresden (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Grenzfiguren der Gesellschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Carl Schmitts Bestimmungen des Feindes in Der Begriff des Politischen zeichnen sich durch eine vermeintlich hohe Trennschärfe aus. Dennoch muss die Frage erlaubt sein, inwiefern diese Schablone (heute noch) anwendbar ist. Das soll anhand des Romans 1984 von George Orwell erprobt werden, welcher von seiner Aktualität und Brisanz seit seiner Entstehung nichts eingebüßt hat. Bevor ich Schmitts Thesen am Roman erprobe, möchte ich einen kurzen Abriss über die dafür wichtigen Aspekte in 1984 geben. Mitte des 20. Jahrhunderts zerfällt die Welt in die drei Superstaaten Eurasien, Ostasien und Ozeanien, welches gleichzeitig den Schauplatz der Handlung darstellt. Im Grunde unterscheiden sich diese drei Systeme kaum voneinander: Nach dem Muster einer Herrschaftspyramide lebt der Großteil der Bevölkerung in ärmlichen Verhältnissen. Nur etwa 2% der Bevölkerung gehören der obersten Klasse, der so genannten Inneren Partei, an. Zwischen den Staaten herrscht ein Krieg, welcher aufgrund des Mächtegleichgewichts nie gewonnen werden kann und demnach zu einem Dauerzustand geworden ist. Für Carl Schmitt ist die Existenz des Feindes selbstverständlich. Er weist jedoch darauf hin, dass mit dem Feind ein öffentlicher und kein privater Gegenentwurf gemeint ist (Vgl. Schmitt 1963: S. 50) Der Feind stellt sozusagen die Antithese, „den äußersten Intensitätsgrad einer Verbindung oder Trennung“ (Schmitt 1963: S. 27, zur eigenen Existenz dar: Würde es keinen Feind geben, würde auch der eigene Staat nicht existieren. In diesem Sinne ist das Feindbild unerlässlich für die Herausbildung einer Grenze und damit für die Selbstbeschreibung einer Gesellschaft. Die Gemeinschaft definiert sich also erst über einen gemeinsamen, öffentlichen Feind.