Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 1,0, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Medienwissenschaften), Veranstaltung: Proseminar: Semiotik und Literaturwissenschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Film übt seit seiner mittlerweile über 100 Jahre langen Entwicklung eine ungebrochene Faszination auf den Menschen aus. Angesichts der Tatsache, dass das Kino inzwischen als Massenmedium par excellence sein Publikum auf globaler Ebene gefunden hat und mit seiner komplexen Geschichte von Theorie und Praxis die populärste und damit wahrscheinlich auch wichtigste Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts darstellt, ist es mehr denn je notwendig, einzelne Filme, aber auch das "Phänomen Film" im allgemeinen "richtig" zu verstehen. Man könnte meinen, dass jeder halbwegs intelligente Mensch, der sich die Welt erklären kann, auch ihre Abbildung auf der Leinwand versteht. Diese Schlussfolgerung wäre allerdings zu einfach. Gewöhnlicherweise rezipieren wir Film in erster Linie unbewusst und wie von selbst über die visuell-auditive Wahrnehmung, die stark an Emotionen gekoppelt ist. Ein bewusstes Durchschauen filmischer Strukturen dagegen schließt einen intellektuellen Verständnisprozess mit ein. Film ist nicht Realität, sondern ein kreatives Konstrukt mit einer (mehr oder weniger ersichtlichen) erzählenden Instanz, das einen starken Realitätseindruck hinterlässt. "Gerade weil der Film leicht zu verstehen ist, ist er so schwer zu erklären", stellt Christian Metz in seiner "Semiologie des Films" über das Paradoxe seines Objekts fest. Um "den Film" in aller Gänze zu erfassen, kann die Filmwissenschaft aus einer Vielfalt von Ansätzen heraus schöpfen. Dabei muss sie sich sowohl der praktischen sowie theoretischen Filmgeschichte (bzw. historischen "Filmothek" und Filmtheorie), aus der heraus sie überhaupt erst entstehen konnte, als auch anderer wissenschaftlicher Methoden "von außen" bedienen, um der Komplexität des Objekts "Film" gerecht zu werden. Schließlich ist das Kino eng mit Kultur und Gesellschaft verflochten, abhängig von differenzierten ökonomischen Strukturen, wird von der ihr eigenen Technik der bewegten Bilder bestimmt und besitzt als Kunstform eine spezifische Ästhetik. Der wesentliche Kern einer Wissenschaft hängt immer von ihrer Fragestellung ab. Wie funktioniert Film? Was macht das "kinematographische Phänomen" aus? Wie kann man den nicht selbstverständlichen intellektuellen Verstehensprozess - die komplexen Rezeptions- als auch Kompositionsprinzipien des Films, seine (aus Sicht einer semiotisch orientierten Medientheorie) kommunikativen Bedeutungsrelationen - verständlich machen?