Naturkatastrophen, Klimawandel, soziale und politische Umwälzungen, Kriege, Fundamentalismen und Diskriminierungen aller Art zwingen weltweit Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen, um Zuflucht und Glück in anderen Ländern und Weltregionen zu finden. Was Flüchtende erleben, welche Erfahrungen sie im Zuge der Flucht sammeln, welche Träume und Erinnerungen sie mitnehmen, was für Ängste sie auslösen, wie imaginativ sie mit der Welt umgehen, wird selten gründlich analysiert. Flüchtende bleiben oft eine anonyme und formlose Masse, über die Diskurse, Statistiken und Gesetze von Hilfsorganisationen, Medien und Regierungsstellen produziert werden. Die Flucht löst jedoch Prozesse aus, die mit der Selbst- und Weltvorstellung, mit der imaginativen Darstellung von Eigenem und Fremdem, von Territorialität und Zugehörigkeit, von Macht und Asymmetrie sowie von Miteinanderleben und Konflikten verbunden sind. Die Beiträge zu diesem Band, in denen Flucht, Migration, Exil, postkoloniale und postmigrantische Identitäten aus unterschiedlichen Perspektiven reflektiert werden, bedienen sich des begrifflichen und methodischen Instrumentariums von Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaften, um imaginative Darstellungen dieser Prozesse in Literatur, Film und Musik genau zu erfassen.
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