Max Schelers Opus magnum aus dem Jahr 1913/16 kann als der gründlichste und umfassendste Entwurf einer am Personenbegriff orientierten und auf die Objektivität von Werten setzenden Ethik angesehen werden. Vor dem Hintergrund der Phänomenologie Husserls und in kritisch distanzierender Würdigung der Kantischen Philosophie entwickelt Scheler die Grundlagen der Praktischen Philosophie, indem er die Fülle der menschlichen Wirklichkeit in all ihren Facetten ernst nimmt, um sie zugleich vor dem Hintergrund eines materialen Wertaprioris verständlich zu machen. Die Kritik an formalen Ethikentwürfen und die Zurückweisung von utilitaristischen Ansätzen entwickelt sich vor dem Hintergrund einer subtilen Diskussion des Wertbegriffs, einer höchst differenzierten Analyse der Rangordnung von Werten und einer Phänomenologie der Person, die bis heute einschlägig und wirksam ist. Neben dem Gesamtentwurf besticht die Schelersche Schrift durch feingliedrige phänomenologische Analysen zu einzelnen Fragestellungen, die auch nach einem Jahrhundert nicht an Brisanz verloren haben. Hierzu zählen u.a. die Ausführungen zur Leiblichkeit, die Diskussion der Gefühle oder die Konzeption des Liebesbegriffs. Hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung 1913/1916 erscheint Schelers Hauptwerk in einer kritischen Fassung als Ausgabe letzter Hand. Der Text wird durch eine Einleitung und einen editorischen Bericht sowie Begriffs-, Personen- und Literaturregister erschlossen. Zudem werden nachträglich eingefügte Änderungen am Text ausgewiesen sowie unvollständige Angaben ergänzt bzw. Verweise und Anspielungen durch Herausgeberanmerkungen kommentiert.
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