Tod bringender Voyeurismus
Als die Nichte der Ermittlerin Mercedes Barren einem bald schon festgenommenen Serientäter zum Opfer fällt, „brennen“ gewissermaßen bei ihr „die Lichter durch“ und sie macht sich ohne dienstliche Absicherung auf die Suche nach dem brutalen Mörder. Dieser ist für sie vor
allem ganz klar ein Anderer, als der festgenommene, geständige Serientäter im Sicherheitsgefängnis.…mehrTod bringender Voyeurismus
Als die Nichte der Ermittlerin Mercedes Barren einem bald schon festgenommenen Serientäter zum Opfer fällt, „brennen“ gewissermaßen bei ihr „die Lichter durch“ und sie macht sich ohne dienstliche Absicherung auf die Suche nach dem brutalen Mörder. Dieser ist für sie vor allem ganz klar ein Anderer, als der festgenommene, geständige Serientäter im Sicherheitsgefängnis.
Zunächst unsicher und lediglich aufgrund eines inneren Gefühls daran glaubend, verdichten sich Hinweise auf ihre These. Im Verlauf des eher mäßigen Thrillers entwickeln sich drei Handlungsstränge, welche eine gewisse Verlangsamung des Geschehens beim Lesen verursachen und der Spannung manchmal wenig nutzen.
Da ist der erste – spannendste – Strang des Fotografen, welcher sich aufgrund von einschneidenden Erfahrungen zum voyeuristischen Massenmörder mit eigener Begründungspsychologie und –philosophie wandelte. Er schnappt sich eine junge Literaturstudentin, Anne Hampton, weniger, um diese ebenfalls zu töten und dieses Geschehen dann fotografisch festzuhalten, als sie als Chronistin des Grauens zu missbrauchen. Sie soll haarklein sein Denken und skrupelloses Handeln schriftlich festhalten, was sie unter der quälenden Folter durch ihren Peiniger auch tut.
Ein weiterer Strang zeigt die Wege und Handlungsschritte der Detektivin auf, welche immer mehr ihre Vermutung über den Mörder ihrer Nichte bestätigt sieht. Ihre Verzweiflung und ihre Überlegungen beschreibt der Autor plastisch und glaubwürdig, so dass sie zur eigentlichen Hauptprotagonistin wird, was ebenfalls ein wenig an der Spannung der Geschichte kratzt.
Schließlich gibt es den Bruder des Psychopaten, einen Psychiater, der insbesondere mit den „Lost Boys“ – den schlimmsten Verbrechern unter den Verbrechern – Gesprächsrunden leitet, in deren Verlauf er sogar das Wissen und die emotionalen Erfahrungen der Mörder und Vergewaltiger zur eigenen Erkenntnis über seinen Bruder und dessen psychischer Verfassung nutzen kann.
Am Ende kommt es zu einem geradezu klassischen und daher wiederum etwas abflachenden „Show Down“. Es ist nach der ausschweifenden Fahrt des Mörders und seiner gefangen gehaltenen Schreibkraft auf Erinnerungstour durch halb Amerika, der ebenso langen Verfolgungsjagd mit Umwegen, Zweifeln und Gewissheiten durch Mercedes Barren und der verzweifelten Suche nach den Ursachen und Begründungslinien zur Rettung des gefährlichen Killers durch seinen jüngeren Bruder eine sehr theatralische und geradezu zu „normale“ Situation für einen Thriller. Ein in die Enge Getriebener handelt nun mal so, wie ein in die Enge Getriebener. Fast bedauert man es, so ein Ende hinnehmen zu müssen. Es ist einfach etwas zu flach.
„Der Fotograf“ ist somit leider eine durchschnittlich spannende Geschichte um einen psychopathischen, äußerst brutalen Killer, der mit einem eher schwachen Begründungshintergrund zu dem wurde, was er ist. Die Charaktere geraten leider durch die teilweise zu ausgedehnte Langatmigkeit und Berechenbarkeit sowie die eher scheinpsychologische Konstruktion etwas aus dem Blick, verlieren an Schärfe, obwohl die Idee der Geschichte eindeutig mehr zu bieten hätte.