Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Als am Morgen des ersten Septembers 1614 eine aufgebrachte Menge die Judengasse der freien Reichsstadt Frankfurt plünderte, war das wohl der Höhepunkt des Bürgeraufstandes, welcher als „Fettmilchaufstand“ in die Geschichte einging. Namensgebend war hierbei einer der Haupträdelsführer der aufständischen Bürger, der Kuchenbäcker Vinzenz Fettmilch. Nun könnte man natürlich daraus schließen, dass die Frankfurter Juden die maßgebliche Schuld an der misslichen Lage der Bürgerschaft trugen. Doch entsprach dies wirklich den Tatsachen? Schließlich stellten die Juden, wie ersichtlich werden wird, eine gesellschaftlich und politisch isolierte Minderheit in der Stadt dar. Wieso entlud sich dann der Volkszorn gerade an ihnen? Ziel dieser Arbeit ist es, die wahren Ursachen aufzuzeigen, die zum Frankfurter Bürgeraufstand führten. Zuerst wird zu klären sein, welche gesellschaftlichen Gruppen in der Stadt vorhanden waren und sich in ihren Interessen gegenüberstanden. Dabei kann auch die religiöse Situation in Frankfurt nicht außen vor bleiben. Anschließend wird, in groben Zügen, der Verlauf des Aufstandes zu schildern sein. In einer Nachbetrachtung werden anschließend die Aktionen und Reaktionen der am Aufstand maßgeblich beteiligten Akteure herausgearbeitet. Bildete die Frankfurter Bürgerschaft eine einheitliche Front gegen den Rat oder war es nur ein radikaler Flügel, der zu den Waffen griff? Und warum musste die jüdische Gemeinde als Sündenbock für die Unzufriedenheit der Bürgerschaft herhalten? Die Quellenlage für die hier behandelte Thematik ist durchaus problematisch, da viele der benötigten Akten des Frankfurter Stadtarchivs während des Zweiten Weltkriegs durch einen Brand verloren gingen. Der Historiker Matthias Meyn legte seinem Werk „Die Reichsstadt Frankfurt vor dem Bürgeraufstand 1612 bis 1614- Struktur und Krise“ die Forschungsergebnisse und Abschriften von Friedrich Bothe zugrunde, welcher seine Manuskripte noch vor dem Krieg erarbeitet hatte. Außerdem trifft man auf eine Vielzahl weiterer Forschungsliteratur. Zumeist wird überblicksartig die Stadtgeschichte Frankfurts vom Mittelalter bis zur Neuzeit geschildert, in welcher der „Fettmilchaufstand“ nur eine Episode bildet. Andererseits finden sich Aufsätze zu spezifischen Themenstellungen, wie die Erinnerungskultur von Patriziergesellschaften, in welchen die Frankfurter Unruhen zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielen.