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Der zweite Teil der Festschrift für Otto Graf Lambsdorff
Der Index "Economic Freedom of the World", Jahr für Jahr von dem kanadischen Fraser Institute berechnet, zeigt es immer wieder: Freiheit zahlt sich aus, auch wirtschaftlich, und sie setzt sich zunehmend durch. Und doch gibt es noch viel zu tun. Die größte Bedrohung der Freiheit im 21. Jahrhundert sei der Autoritarismus, schreibt Ralf Dahrendorf im zweiten Teil der Festschrift zu Ehren des früheren Bundeswirtschaftsministers und FDP-Bundesvorsitzenden Otto Graf Lambsdorff. Er definiert Autoritarismus als die "Verbindung der Herrschaft einer kleinen Gruppe - einer Nomenklatura oder auch Bürokratie - mit der öffentlichen Apathie der vielen". Solche Entwicklungen gebe es nicht nur beispielsweise in Teilen Südostasiens, sondern selbst in den alten Demokratien des Westens, hier befördert durch den Kampf gegen den Terrorismus. "Die wachsende Macht der Exekutive verbindet sich hier mit verringerten Bürgerrechten und abnehmender politischer Teilnahme. Die Freiheit wird zu einem Minderheitsideal und die Verfechter der Freiheit finden sich in der Defensive." Die Freiheit sei weder in der menschlichen Natur angelegt noch für immer gegeben, wenn sie einmal errungen wurde. Darum mahnt Dahrendorf: "Der Kampf um die Lebenschancen von Menschen gegen den Zwang durch andere ist ein Kampf, der niemals endet."
Im Zusammenhang mit dem Terrorismus warnt Robert Nef vom Liberalen Institut in der Schweiz davor, auf Sicherheit gegen oder "trotz Freiheit" zu setzen, statt eine Sicherheit zu suchen, die "wegen Freiheit und durch Freiheit gewährleistet ist". Eine solche Sicherheit beruhe auf Robustheit, Immunisierung und der spontanen Mobilisierung der jeweils notwendigen sozialen Gegenkräfte: "Sicherheit durch ein Netzwerk von gegenseitigem Vertrauen, das nur in Freiheit entsteht und das sich nur in Freiheit entwickeln kann." Individuelle Sicherheit entstehe in einem Netzwerk von Risikoteilung durch vielfältige spontane soziale Lernprozesse. Dabei warnt Nef davor, die Sicherheit als eine Aufgabe zentraler Instanzen zu werten. Im Gegenteil: "Je nonzentraler, das heißt je föderalistischer eine Gesellschaft organisiert ist, desto kleiner ist die Einheit, die durch Fehldispositionen im Sicherheitsbereich gefährdet ist." Individuelle Sicherheit sei in der Kombination von Freiheit und Nonzentralität am besten aufgehoben.
Das stete Bemühen um die Erringung und Bewahrung der Freiheit eint alle Autoren in dem zweiten, höchst lesenswerten Teil der Lambsdorffschen Festschrift. Der Herausgeber, Jürgen Morlok, Vorsitzender des Kuratoriums der Friedrich-Naumann-Stiftung - der Lambsdorff bis 2005 vorstand und die sich erst kürzlich in "Stiftung für die Freiheit" umbenannt hat -, hat Weggefährten, Freunde, Gegenspieler, Wissenschaftler und Publizisten zusammengebracht. Es ist eine Liste klangvoller Namen. Aus der Politik zählen der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Altkanzler Helmut Kohl und Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu, der frühere EU-Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein und der russische Jabloko-Vorsitzende Grigori Jawlinski; aus der Publizistik Hans D. Barbier sowie das Gespann Dirk Maxeiner und Michael Miersch; aus der Wissenschaft die Ökonomen Jagdish Bhagwati, Viktor Vanberg, Carl Christian von Weizsäcker und Charles Blankart sowie die Rechtswissenschaftler Paul Kirchhof und Wernhard Möschel. Selbst der Dalai Lama meldet sich zu Wort.
In knappen Essays äußern sich die Autoren zu Themen der Freiheit und der Menschenrechte, des Freihandels, der marktwirtschaftlichen Ordnung, der Rolle des Staates, der Steuern, des Sozialstaats, des Föderalismus, des Zusammenhangs von Kultur und Geschichte sowie der Außen- und Europapolitik. Der erste Teil der Festschrift ist bereits im vergangenen Jahr erschienen; er versammelt eigene Schriften des heutigen FDP-Ehrenvorsitzenden.
KAREN HORN
Jürgen Morlok (Herausgeber): Der Freiheit verpflichtet. Band 2. Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2007, 322 Seiten, 54 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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