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Eine romantische Liebesgeschichte in einer nordböhmischen Kleinstadt Können ein Papagei und ein Kater einander lieben oder wenigstens miteinander auskommen? Und wie verhält es sich mit ihren Besitzern, der schönen, aber schon in die Jahre gekommenen Tschechin und dem etwas jüngeren kurdischen Immigranten? Nur ein Meistererzähler wie Pavel Kohout vermag es, dramatische Zeiten und Lebensschicksale in einem einzigen tragikomischen Roman zu bündeln und zu einem reinen Lesevergnügen zu machen.-

Produktbeschreibung
Eine romantische Liebesgeschichte in einer nordböhmischen Kleinstadt Können ein Papagei und ein Kater einander lieben oder wenigstens miteinander auskommen? Und wie verhält es sich mit ihren Besitzern, der schönen, aber schon in die Jahre gekommenen Tschechin und dem etwas jüngeren kurdischen Immigranten? Nur ein Meistererzähler wie Pavel Kohout vermag es, dramatische Zeiten und Lebensschicksale in einem einzigen tragikomischen Roman zu bündeln und zu einem reinen Lesevergnügen zu machen.-
Autorenporträt
Pavel Kohout, geb. 1928 in Prag, ist als Dramatiker und Schriftsteller international bekannt geworden. Als einer der Wortführer des 'Prager Frühlings' wurde er 1969 aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen. Kohout lebt heute in Wien und Prag.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.05.2012

Vertreibung und Liebe

Die Fremden kamen, um zu bleiben: In seinem feinsinnigen neuen Roman erzählt Pavel Kohout die ganze tragische Geschichte des tschechischen Volkes.

Ganz am Anfang dieses Romans steht ein Satz, der den an der Geschichte Böhmens interessierten Leser aufhorchen lässt. Scheint er doch zweierlei zu versprechen: einmal die Abkehr des wichtigsten Chronisten der Achtundsechziger-Ereignisse in der Tschechoslowakei von seinem Lebensthema und zum anderen eine Zuwendung zu einer zeitgenössischen Entwicklung in Böhmen, nämlich die Besiedelung ganzer Ortschaften mit Zuzüglern aus Asien, die bereits vor der "samtenen Revolution" eingesetzt hatte und von den Kommunisten gefördert worden war. Kohout stellt den "Zuzug weiterer Sprachen und Rassen, die hier nicht verwurzelt waren", in einen historischen Kontext. "Vielen reichte vollkommen, was sie überlebt hatten: die Vertreibung der Tschechen und Juden durch die Deutschen, die Rückkehr der Tschechen, die Vertreibung der Deutschen durch die Tschechen und das Fortbleiben der Juden, die Ankunft der Russen und ihren Fortgang." Welch ein Thema, denkt man; die ganze tragische Geschichte dieses Volkes in der Mitte Europas. Als Romanstoff?

Leider geht es in dem neuen Roman des unendlich produktiven Autors nicht um eine literarische Darstellung der Historie sondern um eine kuriose Liebesgeschichte zwischen einem "Fremden" und einer "Schönen Frau", irgendwo im westlichen Böhmerland. Der Fremde ist ein Kurde, der auf dem Bau arbeitet, aber beabsichtigt, Arzt zu werden. Die schöne Frau ist die Tochter eines tschechischen Arztes mit nicht unerheblichem Vermögen, die mit einiger Sorge auf die wachsende Anzahl asiatischer Zuzügler schaut. Sie lebt mit ihrem Papagei in dem restituierten Haus ihrer Eltern, und sie vermietet die ererbten Immobilien an die Fremden. Dass der Kurde ein wohlerzogener, gebildeter Mann ist, der zudem noch gut aussieht, erleichtert es ihr, ihn als Untermieter anzunehmen. Als er von einer Ausweisung bedroht ist, heiratet sie ihren Mieter, nicht aus Liebe, mehr aus Mitleid und Hilfsbereitschaft. Der Mann bringt einen Kater mit ins Haus, der natürlich von dem Papagei der schönen Frau ferngehalten werden muss.

Der Roman ist in 64 "Gaben" aufgeteilt, denn er erschien als Fortsetzungserzählung in einer Prager Zeitung. Der Theaterautor und Regisseur Pavel Kohout kennt sich mit Dramaturgie und Effekten selbstverständlich bestens aus. So sind die einzelnen Kapitel präzise auf Pointen und Höhepunkte hin komponiert. Wie ihm in seiner Kindheit Märchen erzählt worden seien, so wollte Kohout dieses Buch schreiben: "Am Anfang beginnen und immer dort zu unterbrechen, wo der Handlungsverlauf verspricht, über Nacht nicht in Vergessenheit zu geraten."

Das gelingt über alle Maßen gut. Die Geschichte entwickelt sich und treibt, schon früh erkennbar, auf ein tragisches oder mindestens doch schlimmes Ende zu. Die schöne Frau beschleunigt es, indem sie den Kater des Untermieters - und nunmehr Ehemannes - versehentlich ersticht, den Kadaver dilettantisch zu entsorgen versucht und sich zu spät dazu bekennt, dass sie ihren nur aus Mitleid angetrauten Ehemann doch liebt. Ein solches Märchen schreit geradezu danach, entweder verfilmt oder auf die Bretter des von Kohout so geliebten Theaters gebracht zu werden. Die Filmleute waren schneller. Der nach dem Roman gedrehte Film lief bereits in den böhmischen Kinos.

Kohout hat sich mit diesem leichten und amüsanten Buch von seinen schweren Romanthemen aus der Zeit des Kommunismus, seiner verfehlten Reformversuche und dem unvermeidlichen Scheitern anscheinend gelöst und sich unterhaltsamen Themen zugewandt, die gleichwohl nicht ohne Einbettung in die politischen und gesellschaftlichen Zeitläufte auskommen. Die Asiaten, die noch von den Kommunisten ins Land geholt worden waren - zumeist Vietnamesen -, sind überwiegend geblieben. Mittlerweile haben sie Angehörige und Freunde nachgezogen. Das Potential an Fremdenhass, das aus dieser Situation resultiert, ist nicht zu unterschätzen, wird aber von den offiziellen Stellen ignoriert. Kohout hat mit diesem Buch wieder einmal bewiesen, dass er nach wie vor die Hand am Puls des Volkes und seiner Befindlichkeit hat. Kein Märchen, auch wenn es so daherkommt, sondern ein Schlaglicht auf die Gesellschaft in Böhmen.

HANS-PETER RIESE

Pavel Kohout: "Der Fremde und die schöne Frau". Roman.

Aus dem Tschechischen von Silke Klein. Osburg Verlag, Berlin 2011. 240 S., geb., 19,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Nach der Lektüre von Pavel Kohouts Roman "Der Fremde und die schöne Frau" ist Uwe Stolzmann hin- und hergerissen. Den Schauplatz des Romans, eine böhmische Kleinstadt, in der erst die Juden, dann die Deutschen verschwanden und nach der Wende Türken, Vietnamesen, "Zigeuner" und Ukrainer ansiedelten, findet Stolzmann geradezu grandios gewählt: Ein "Welttheater von antiker Wucht" habe Kohout hier entworfen, lobt der Rezensent. Weniger Begeisterung bringt er allerdings der Romanhandlung entgegen: Die Geschichte um eine pensionierte Krankenschwester, die zwar panische Angst vor Fremden, zugleich aber auch Geldsorgen hat und deshalb einen kurdischen Untermieter aufnimmt, erscheint dem Rezensenten wie eine "redundante Lovestory mit Happy End". Auch dem allzu bemühten Erzählstil Kohouts kann er leider nicht viel abgewinnen.

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