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Auszug: Eine arme junge Heilsarmeeschwester lag im Sterben. Ihre Tätigkeit hatte sie in die »slums«, die verrufenen Viertel der Stadt, geführt; dann hatte sie die galoppierende Schwindsucht bekommen, und jetzt nach einem Jahre ging es zu Ende. Solange wie irgend möglich war sie ihren gewohnten Pflichten nachgekommen, und als alle ihre Kräfte aufgebraucht waren, schickte man sie in ein Sanatorium. Dort hatte sie einige Monate gelegen und war gut gepflegt worden; aber es wurde nicht besser mit ihr, und als sie schließlich begriff, wie hoffnungslos krank sie war, verlangte sie nach Hause zu ihrer…mehr

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Produktbeschreibung
Auszug: Eine arme junge Heilsarmeeschwester lag im Sterben. Ihre Tätigkeit hatte sie in die »slums«, die verrufenen Viertel der Stadt, geführt; dann hatte sie die galoppierende Schwindsucht bekommen, und jetzt nach einem Jahre ging es zu Ende. Solange wie irgend möglich war sie ihren gewohnten Pflichten nachgekommen, und als alle ihre Kräfte aufgebraucht waren, schickte man sie in ein Sanatorium. Dort hatte sie einige Monate gelegen und war gut gepflegt worden; aber es wurde nicht besser mit ihr, und als sie schließlich begriff, wie hoffnungslos krank sie war, verlangte sie nach Hause zu ihrer Mutter, die in einer der Vorstädte in einem eigenen Häuschen wohnte. Nun lag sie da in ihrem Stübchen, demselben Stübchen, das sie als Kind und als ganz junges Mädchen bewohnt hatte, und wartete auf den Tod. Angstvoll und tiefbetrübt saß die Mutter an ihrem Bett; aber sie ging in all der Pflege, deren die Tochter bedurfte, so vollständig auf, daß sie keine Ruhe zum Weinen fand.

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Autorenporträt
Selma Lagerlöf, geboren 1858, lebte als Kind ganz in den Sagen ihrer Heimat Värmland. Ihr Erstlingswerk >Gösta Berling< gehört heute zu den weltweit meistgelesenen schwedischen Büchern. Mit ihren >Christuslegenden<, >Jerusalem< und >Nils Holgersson< errang sie Weltruhm. 1909 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur. 1881 wagte sie - gegen den Wunsch des Vaters - den Aufbruch nach Stockholm zur Lehrerinnen-Ausbildung und begann damit ihren Weg in die Welt. Sie wurde Lehrerin in Landskrona/Südschweden und unternahm von dort ihre ersten Reisen. Freundschaft und Liebe verband sie mit Sophie Elkan, mit der sie viele Reisen unternahm und gleichermaßen mit Valborg Olander, die ihren Arbeitsalltag in Värmland mit ihr teilte. Die vielbeschäftigte Schriftstellerin und Gutsherrin setzte sich für das Frauenwahlrecht, ab 1914 für den Frieden und Pazifismus und ab 1933 für die Flüchtlinge aus Deutschland wie Nelly Sachs ein. Im Winterkrieg 1939 galt ihr Engagement der Unterstützung Finnlands, ehe sie am 16. März 1940 auf ihrem Gut Mårbacka starb.

Gerald Friese ist in in Hamburg aufgewachsen und besuchte die Schauspielschule in Stuttgart. Er engagierte sich am Staatstheater Stuttgart und zahlreichen anderen Bühnen. Als Regisseur, Autor und Dramatiker inszeniert er u.a. eigene Stücke, arbeitet für pädagogische Einrichtungen und große Firmen und gibt Schauspielseminare.
Rezensionen
Dunkle Wucht

Ein Mann liegt im Sterben, im ungünstigsten Moment: Eben noch hat er von einem Zechkumpan die Legende vom Fuhrmann des Todes gehört, der ein Jahr lang alle Verstorbenen ins Jenseits befördern muss, bis er schließlich abgelöst wird - durch denjenigen, der im letzten Moment vor Anbruch des Neujahrstages stirbt. Und nun tut er selbst seinen letzten Atemzug, als die Neujahrsglocke zu schlagen beginnt. Der Fuhrmann des Todes sammelt ihn ein und bereitet ihn auf seine neue, schreckliche Aufgabe als sein Nachfolger vor. Der Tunichtgut David Holm also hat schlechte Karten, und dass ihm der unheimliche Fuhrmann, zu Lebzeiten sein alter Freund Georg, auch noch all das vor Augen führt, was er angerichtet hat, macht die Sache nicht leichter. Bereuen aber will er nicht - was hätte das für einen Sinn? Und muss man nicht zu seinen Taten stehen? "Der Fuhrmann des Todes" ist eine der bekanntesten unter Selma Lagerlöfs Erzählungen, von Dickens' "Christmas Carol" beeinflusst, geschrieben aber im Auftrag der schwedischen Vereinigung zur Bekämpfung der Tuberkulose. So spielt die Krankheit eine große Rolle im Elend von Holm und seiner Umgebung, und diejenige, die ihr als erste erliegt, ist eine der typischen Frauengestalten Lagerlöfs: Die junge Heilsarmistin Edith liebt, entsagt und überführt schließlich ihre Liebe zu Holm in ein ehrgeiziges Besserungswerk, das grandios zu scheitern droht. Für eine Neuausgabe der Erzählung im Verlag Urachhaus wurde Lagerlöfs Text eine Bühnenbearbeitung von Gerald Friese beigegeben, die allerdings an die dunkle Wucht der Vorlage nicht heranreicht. Denn wie stets bei Lagerlöf sind es die Abgründe, die in Erinnerung bleiben, wenn die herbeigezwungenen Versöhnungen am Schluss längst vergessen sind. Wenn sich selbst der Fuhrmann des Todes von seinem Klienten abwendet und sich "die Kapuze tief über die Augen zieht, um ihn nicht mehr sehen zu müssen", oder die sanfte Edith als einzige den Tod in der Zimmerecke stehen sieht und listig mit ihm zu feilschen beginnt, dann gehört diesen Szenen erkennbar die ganze Faszination der Autorin. Und ihrer Leser. (Selma Lagerlöf, Gerald Friese: "Der Fuhrmann des Todes". Die Erzählung, das Drama, die Legende. Verlag Urachhaus, Stuttgart 2011. 269 S., geb., 19,90 [Euro].) spre

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