Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 2,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Seminar für Ethnologie), Veranstaltung: Einführung in die Theorie von Gedächtnis und Erinnerung, Sprache: Deutsch, Abstract: Wahrheitskommissionen sind ein verbreitetes Mittel bei der nationalen Erneuerung und zur Unterstützung von Versöhnung nach einer Phase von Unterdrückung und Gewalt. Dabei werde, laut Humphrey, die Konfrontation der Menschen mit der Vergangenheit als Schlüsselstrategie angewendet, um zukünftige Gewalt zu vermeiden und ein Zusammenleben ehemals Verfeindeter zu ermöglichen. Versöhnung und Gerechtigkeit wären zwei verschiedene Formen, Wahrheit zu finden und zu vermitteln. Dadurch würde ein offizielles Narrativ (master narrative) geschaffen, in das persönliche Narrative einfließen. Um mit diesem Narrativ eine national teilbare Moral und Geschichte zu erschaffen, würde die radikale Subjektivität der persönlichen Berichte durch das überspannende master narrative aufgehoben und vereinheitlicht (vgl. Humphrey 2002: 105-108). Ein Beispiel solch einer Wahrheitskommission gab es in Südafrika, mit dem sich ein weiter Teil der Arbeit beschäftigen wird. Unterstützt wird die Argumentation durch das Beispiel Holocaust. Dieses Beispiel zeigt, dass nicht nur über Wahrheitskommissionen nationale Narrative und somit auch Geschichte erzeugt wird, sondern dass die Schaffung eines offiziellen Narrativs ein gebräuchliches Mittel bei der Nationenbildung ist. Die oben schon erwähnten verschiedenen Formen von Wahrheit deuten an, dass die Erzeugung von Narrativen zweckgebunden ist und diese sich deshalb aus den Vorgaben und Vorbedingungen konstituieren. Die Frage, die mich nun in dieser Arbeit beschäftigt, ist die des Vergessens. Welche Rolle spielt das Vergessen bei kollektiven und persönlichen Narrativen? Wie wirken Zweckgebundenheit und traumatische Erfahrungen auf das Vergessen? Ist das Vergessen dauerhaft? Welche Auswirkungen hat Vergessen somit auf die nationale Geschichtsschreibung. Mein Argument ist, dass Vergessen und Erinnerung als Gefährten Hand in Hand gehen, wandelbar und meist zielgerichtet sind.