Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1, Universität Wien, Sprache: Deutsch, Abstract: Pierre Rémond de Sainte-Albine publizierte 1747 die Schrift Le Comédien in der er seine Schauspieltheorie vom Gefühlsschauspieler vertrat. Während sein Bestehen auf Naturwahrheit des Spiels bald als Allgemeingut in der Diskussion um die Schauspielkunst galt, blieb seine Theorie der Einfühlung umstritten. Er fordert die vollkommene Identifikation des Schauspielers mit seiner Rolle. Der Schauspieler oder die Schauspielerin soll die Gedanken und Gefühle seiner Rolle zu seinen eigenen machen. Seine Idee von einer nicht mehr künstlich -mechanischen Inspiration sondern von einer vollständig affektiven Selbsttäuschung des Akteurs zum Zwecke der Identifikation war völlig neu. Diese Auffassung geht bis auf die antike (in Aulus Gellius' Noctes Atticae und öfter berichtete) Anekdote über den römischen Schauspieler Roscius zurück, der die Urne seines soeben verstorbenen Sohnes als Bühnenrequisit benutzt haben soll, um die eigene Erschütterung auch auf der Bühne spüren, sie auf die dargestellte Figur übertragen und deren Leid auf diese Weise in vollendeter, mitleiderregender Weise ausdrücken zu können. (vgl. LexTheat. Bd. 2, S. 105f) Francesco Riccoboni widersprach dieser These in L'Art du Théâtre womit er unter den Zeitgenossen (etwa bei D. Diderot im Paradoxe sur le Comédien) breiten Anklang fand und sich ein Saint – Albine auf theoretischer Ebene entgegengesetztes Lager herausbildete. Dieses forderte, dass der Schauspieler seine Distanz zur Rolle bewusst halten solle. Die emotionale Beteiligung sei ein Hemmnis für die Kunstfertigkeit des Darstellers, welche jederzeit die kühle Überlegung erfordert. In meiner Arbeit werde ich näher auf diese beiden Theorien eingehen und Sainte-Albine´s Ansichten zu einer vollkommenen Spielweise herausarbeiten.