Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Als der Pop-Schriftsteller Joachim Lottmann vor ein paar Jahren in der Versenkung verschwand, verlor die Berliner Kultur-Mitte einen ihrer infamsten Chronisten. Nur wollte dies zunächst niemandem auffallen, so beschäftigt wie alle waren. Dabei hat Lottmann mit seinem literarischen Alter Ego Johannes Lohmer nur unbezahlten Urlaub genommen. Man kann auch sagen, er war ganz unten, trank Lidl-Schnaps, schnorrte Sprit, Textilien und Psychopharmaka, vagabundierte mit seinem Unterschichten-Bettschatz durch die Nacht ohne einen Cent in der Tasche, verlassen und verschmäht von einer opportunistischen Intellektuellenclique. Jetzt ist Lottmann zurück, hat einen Schlüsselroman geschrieben und dabei wie immer gleich das ganze Schloss aufgebohrt. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein unflätig und entwickeln, wenn sie ins Fratzenhafte verrutschen, poetischen Eigensinn. Ob Matthias Matussek wirklich so langsam speist "wie ein Greis"; ob Holm Friebe sich mit ceausescuhaften Bauplänen ruiniert hat: Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, wovon diese Branchen-Revue Kunde tut, liegt die Berliner Republik in ihren letzten Zügen. Die Krise zieht ihre Jünger ("bitte innerlich mitschreiben") in den Abgrund, nur Lohmer wird infolge eines astronomischen Vorschusses nach oben gespült und erlebt einen zweiten Frühling. Und das verirrte Medienvolk? Es ist gerichtet! - Ist gerettet! Joachim Lottmann hat dem arroganten Mob vergeben und zahlt nun seine Zeche. (Joachim Lottmann: "Der Geldkomplex". Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009. 351 S., br., 9,95 [Euro].) teut
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main