Berlin 1945. In der Stadt tobt die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkriegs. Der Flakhelfer Rasmus Eichdorff ist auf dem Weg in den Humboldthain, um seine Freundin Emmi zu suchen, als er in einen Schusswechsel gerät. Unversehens wird der junge Mann in ein Kellerloch gezogen – der alternde Soldat
Erwin rettet Rasmus mit dieser Aktion das Leben. Eine Zufallsbekanntschaft, die zu einer…mehrBerlin 1945. In der Stadt tobt die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkriegs. Der Flakhelfer Rasmus Eichdorff ist auf dem Weg in den Humboldthain, um seine Freundin Emmi zu suchen, als er in einen Schusswechsel gerät. Unversehens wird der junge Mann in ein Kellerloch gezogen – der alternde Soldat Erwin rettet Rasmus mit dieser Aktion das Leben. Eine Zufallsbekanntschaft, die zu einer großartigen Freundschaft werden soll…
Doch zunächst gelten Rasmus’ Gedanken einzig Emmi – als er die junge Frau endlich findet, haben die Ereignisse der letzten Kriegstage die anfangs fröhliche, lebhafte Emmi gebrochen – sie will sich das Leben nehmen. In seiner Verzweiflung ringt Rasmus ihr das Versprechen ab, einhundert Tage lang über diese Entscheidung nachzudenken…
Kurz darauf gerät Rasmus in russische Kriegsgefangenschaft. Hier trifft er nicht nur Erwin wieder, sondern lernt auch den etwas einfältigen Hans kennen. Für die drei Männer beginnt eine schwere Zeit. Trost und Kraft, die schrecklichen Zuständen zu überstehen, finden sie in tiefgründigen Gesprächen und in Erwins allegorischer Geschichtensammlung, die besonders Rasmus nicht nur sein Gottvertrauen wiedergeben, sondern auch die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft aufrechterhalten…
Thomas Franke wartet in „Der Geschichtensammler“ mit sehr intensiven Beschreibungen und Schilderungen auf. Schon die ersten Seiten – man geht mit Rasmus durch das zerstörte Berlin - bescheren mir eine Gänsehaut. Ruinen, verkohlte Häuserwände und Trümmerberge wohin man auch schaut. Man kann die Trostlosigkeit und die Hoffnungslosigkeit deutlich spüren.
Rasmus, Erwin und Hans erwartet im Verlauf der Handlung das, was viele Männer damals durchmachen mussten: Gefangennahme, Zwischenstopp im Lager Ketschendorf, dann in Waggons immer weiter gen Osten…
Thomas Franke erzählt vom Kriegsgeschehen und von den unmenschlichen Bedingungen in den Lagern. Doch in erster Linie geht es in diesem Buch nicht darum, die grausamen Zustände deutlich zu machen, sondern darum, wie die Männer es schaffen, trotz aller Widrigkeiten den Mut, die Hoffnung und den Glauben nicht zu verlieren.
In die eigentliche Handlung um Rasmus & Co. hat Thomas Franke nicht nur einige Rückblicke zu gemeinsamen Erlebnissen von Rasmus und Emmi eingeflochten, sondern hat hier auch einen Schatz versteckt: mehrere gleichnisartige Geschichten, die, vom Autor geschickt platziert, die eigentliche Handlung unterstreichen und veranschaulichen und den Leser ermuntern, über die Erzählungen nachzudenken, sie zu deuten und zu entschlüsseln.
„Der Geschichtensammler“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt - die bildreichen Schilderungen der Handlung, die ausdrucksstarken Figuren und ganz besonders die eingefügten Kurzgeschichten haben mich durchweg begeistert.