Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Soziologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft, Note: 5.5, Universität St. Gallen (Philosophisch-soziologisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Hitler mag nach Ansicht vieler Historiker und Psychologen ein „Wahnsinniger“ gewesen sein. Dies erklärt jedoch nicht, wie der grösste Teil der deutschen Bevölkerung hinter den Zielen und Plänen eines einzelnen „Irren“ stehen konnte. Tatsache ist, dass die Diktatur Hitlers ohne die bereitwillige Zustimmung der Deutschen weder zustande gekommen wäre noch funktioniert hätte. Dabei stellt sich allerdings die Frage, wie es möglich war, dass eine aus geistig „gesunden“ und „gewöhnlichen“ Bürgern bestehende Gesellschaft sich schrittweise von ihrer Menschlichkeit abgewendet hat. Obwohl sie alle, wie Max Frisch gesagt hat, „eine gleiche Erziehung genossen haben wie ich, die gleichen Worte sprechen wie ich und gleiche Bücher, gleiche Musik, gleiche Gemälde lieben wie ich“, empfand die damalige Gesellschaft zunehmend das „Unmenschliche“ als moralisch richtig und notwendig. Wie war es möglich, dass in einer Gesellschaft Diskriminierung, Ausgrenzung, Enteignung und Beraubung von Minderheiten vom Gesetz legalisiert und als Norm angesehen und Tötungsbereitschaft am Schluss zur Pflicht wurde? Wie ist es möglich, dass aus Menschen „Unmenschen“ werden, von denen die meisten dachten, sie könnten nicht im Traum ein Verbrechen begehen? Die vorliegende Arbeit konzentriert sich lediglich auf das Beispiel Deutschland und versucht anhand der Erklärungsversuche ausgewählter Historiker und Soziologen zu erörtern, wie Menschen zu „Unmenschen“ werden. Es ist offensichtlich, dass in anderen Ländern wie Ruanda, Kambodscha oder dem ehemaligen Jugoslawien eine andere historische Entwicklung erfolgte und auch andere Ethnien von Massenmorden betroffen waren als in Deutschland. Bei den Quellen musste ich einen Kompromiss eingehen und mich auf wenigere Autoren beschränken, um eine kompakte Antwort auf meine Forschungsfrage zu geben, da sonst meine Arbeit bei Anwendung zu vieler Autoren zu unübersichtlich geworden wäre. Bei der Untersuchung des Umbruchprozesses wird der Fokus auf die Gesellschaft als Täter gelegt und nicht näher auf die Opfer eingegangen. Die Gesellschaft wird als ein gesamthafter Protagonist erfasst. Das Innenleben der Täter wird daher im Rahmen dieser Arbeit vernachlässigt.