Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 1,0, Universität Leipzig (Institut für Philosophie), Veranstaltung: Es gibt nichts Gewisses außer dem Gewissen. Thomas von Aquin und Hegel über einen Grundbegriff der Moralphilosophie, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie kann ein Mensch wie Adolf Eichmann, der für die Deportation und den Mord an Millionen von Jüdinnen und Juden verantwortlich ist, ein Gewissen haben? Und sich auch noch auf dieses berufen? Diese Frage stellten sich nicht nur die Richter des vom Bezirksgericht Jerusalem geführten Prozess gegen den SS-Obersturmbannführer im Jahre 1961, sondern auch Hannah Arendt selbst - und viele weitere Menschen, die den Prozess verfolgten. Arendts Bericht hierzu, welcher 1963 erstmalig erschien, löste folglich bei den Leserinnen und Lesern heftige Kritik und langanhaltende Kontroversen aus. Arendt schildert in ihrem Werk einen "Kollaps des Gewissens" und beweist, warum das Gewissen nicht als moralische Instanz des Menschen fungieren kann. Sie zeigt auf, nach welchen Mechanismen die Nazis den Begriff und "moralisches Handeln" an sich pervertiert haben, um ihre Gräueltaten zu rechtfertigen und sagen zu können, sie hätten dabei ein reines Gewissen gehabt. Was als "Eichmann-Kontroverse" bekannt ist und damals zur Erscheinung des Werkes für viel Kritik gesorgt hat, birgt für den modernen Leser eine wichtige Lektion - nämlich dass das Gewissen nicht als sichere moralische Instanz im Denken und Handeln fungieren sollte, denn es ist anfällig für Manipulation und Irrtümer. In der Arbeit gehen wir diesen Gedanken auf den Grund. Dabei geht es nicht nur um den Begriff des Gewissens und dessen Pervertierung, sondern auch um die Entwicklung des Begriffs anhand Arendts Denktagebüchern. Ihre gedanklichen Ursprünge hierzu reichen zurück bis zu Sokrates.