Amazon, Google, Facebook, Apple und Microsoft gehören zu den Giganten der Technologiebranche. Sie haben in den letzten Jahrzehnten Wirtschaft und Gesellschaft vor allem in den USA dramatisch verändert, regionale Ungleichheiten verschärft und die wirtschaftliche Konzentration in bisher ungeahntem
Ausmaß vorangetrieben. Die preisgekrönte Investigativjournalistin und Pulitzer-Preis-Finalistin Dana…mehrAmazon, Google, Facebook, Apple und Microsoft gehören zu den Giganten der Technologiebranche. Sie haben in den letzten Jahrzehnten Wirtschaft und Gesellschaft vor allem in den USA dramatisch verändert, regionale Ungleichheiten verschärft und die wirtschaftliche Konzentration in bisher ungeahntem Ausmaß vorangetrieben. Die preisgekrönte Investigativjournalistin und Pulitzer-Preis-Finalistin Dana Mattioli erzählt am Beispiel von Amazon, wie es zu dieser Entwicklung kam, welche Sprengkraft in ihr steckt und warum die Corona-Pandemie als Brandbeschleuniger wirkte. Amazon ist das perfekte Brennglas, um die wachsenden Unterschiede aufzuzeigen, steht aber stellvertretend für alle Tech-Giganten.
Begonnen als kleiner Buchversand mit einer „schrulligen Nerd-Kultur“ hat sich das Unternehmen durch kontinuierliche Expansion und Reinvestitionen konsequent zu einem in vielen Geschäftsfeldern marktbeherrschenden Unternehmen entwickelt. Mattioli wirft in ihrem Buch einen kritischen Blick hinter die Kulissen von Amazon und legt dabei einen besonderen Fokus auf den Gründer Jeff Bezos und seine Strategien. Anhand zahlreicher Beispiele zeigt sie Fehlentwicklungen auf und spart nicht mit deutlicher Kritik.
Der Leser erfährt, warum Amazon Marketplace - als Konkurrent im eigenen Haus - zur größten Innovation von Amazon werden sollte und schließlich als „One-Stop-Shop“ zum Rückgrat des Erfolgs wurde. Dabei geht die Journalistin auch ausführlich auf die schwerwiegenden Vorwürfe der Händler ein, die sich in ihrer unternehmerischen Handlungsfreiheit beschnitten sehen. Mit den Amazon Web Services (AWS) war Amazon 2006 zum Pionier des Cloud Computing geworden und hatte sich damit neben dem Online-Handel einen weiteren „Goldesel“ geschaffen. So trug AWS 2021 mehr als drei Viertel zum Gesamtgewinn des Konzerns bei. Im Jahr 2009 starteten die Eigenmarken von Amazon, die sich als Konkurrenz zu den Marktplatzanbietern verstehen. Auch in diesem Geschäftsbereich wird Amazon von Mattioli heftig kritisiert, da dem Unternehmen unter anderem vorgeworfen wird, Plagiate erfolgreicher Händler in Eigenregie zu produzieren und billiger anzubieten. Aber auch für die vielen anderen Vorwürfe wie Verstöße gegen den Datenschutz, hohe Gebühren und Provisionen, Preisdumping, unfaire Suchalgorithmen („Selbstbevorzugung“) bringt die Journalistin zahlreiche Beispiele. Was an den Vorwürfen dran ist, wird ein Kartellverfahren der FTC (Federal Trade Commission) klären. Sie hat am 26. September 2023 Klage gegen Amazon eingereicht. Der Vorwurf: „Aufrechterhaltung eines illegalen Monopols“. Der Ausgang ist ungewiss...
Leider blickt Mattioli meist nicht über den amerikanischen Tellerrand hinaus. Die Entwicklung von Amazon in Deutschland und Europa wäre sicher ein eigenes Kapitel wert gewesen.
Mattiolis Sprache ist klar und verständlich, die Übersetzung des Buches ins Deutsche sehr gelungen. Sie schreibt kurzweilig, spannend und schafft es, die Vorwürfe gegen den Giganten so transparent zu schildern, dass sich der Leser eine eigene Meinung bilden kann.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)