Ein Griesgram, der namenlose Protagonist dieses abgründigen "äußeren Monologs", stellt in wütenden Tiraden die abgeschmackte Belanglosigkeit dieser Welt bloß, der sich Frau und Kinder, der einzige Freund, überhaupt die gesamte Menschheit längst ergeben haben. Doch seine Überheblichkeit befreit ihn nicht, vielmehr zwingt sie ihn immer wieder zurück ins enge gesellschaftliche Korsett. Gides Erzählung, eine zynische "Weihnachtsgeschichte", bei der sich sein Protagonist gehörig verrechnet, ist das verschrobene Protokoll einer griesgrämigen Implosion und einer tödlichen Explosion, fabelhaft in Szene gesetzt von Nanne Meyer. Erst 1993 entdeckt, entstand das Manuskript "Le Grincheux" vermutlich in den Jahren 1925/26 und erscheint nun erstmals in deutscher Sprache.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mit diebischer Freude hat Joseph Haniman André Gides erst 1993 aufgetauchte Erzählung "Der Griesgram" gelesen. Als wunderbar scharfsinnige Charakterskizze lobt der Rezensent dieses Werk, in dem er dem grummelnden inneren Monolog der Titelfigur folgt, zugleich aber auch Gides feinsinnige Handlungsdramaturgie bewundert. Interessiert, wenn auch nicht ganz überzeugt, liest Hanimann auch das Nachwort Tim Trzaskaliks, lobt insbesondere dessen "knurrend elegante" Übersetzung und lässt sich darüber hinaus gern von Nanne Meyers Illustrationen zum Denken anregen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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