Kit McMahon lebt behütet im Kreis ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Irland namens Lough Glass. Doch eines Tages verschwindet ihre Mutter Helen, die sich leider nie in die Ortsgemeinschaft einfinden konnte und als Außenseiterin galt. Sie ging immer schon gerne am See spazieren und galt als
grübelnde und in sich gekehrte Frau. Alle glauben, sie habe sich selbst das Leben genommen, und als Kit…mehrKit McMahon lebt behütet im Kreis ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Irland namens Lough Glass. Doch eines Tages verschwindet ihre Mutter Helen, die sich leider nie in die Ortsgemeinschaft einfinden konnte und als Außenseiterin galt. Sie ging immer schon gerne am See spazieren und galt als grübelnde und in sich gekehrte Frau. Alle glauben, sie habe sich selbst das Leben genommen, und als Kit auch noch einen Brief von ihrer Mutter an ihren Vater findet, scheint diese Vermutung bestätigt. Doch Kit will nicht, dass ihre Mutter als Selbstmörderin gilt und vernichtet daher ungelesen den Brief. Es braucht Zeit, bis die Familie ihre Trauer überwindet, doch Jahre später erreicht Kit ein Brief: von einer guten Freundin ihrer verstorbenen Mutter.
Mich hat diese opulente Familiensaga sehr gefesselt! Mittelpunkt der Geschichte sind Kit und ihre Mutter Helen und man begleitet beide über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren. Dabei lernt man nicht nur die beiden Protagonisten kennen, sondern die ganze Dorfgemeinschaft, ihren Alltag, ihre Freuden, aber auch Probleme. Durch die ausführlichen Beschreibungen konnte ich mir nicht nur Lough Glass und die Landschaft gut vorstellen, sondern durch die fantastischen Charakterisierungen auch die einzelnen Bewohner. Manchmal hatte ich das Gefühl, mitten unter ihnen zu leben – so vertraut waren mir die einzelnen Figuren.
Vor allem aber die Frauen sind wirklich gut gezeichnet. Kit wirkt zunächst wie ein eher altkluges und immer gutes Kind, doch ihre Entwicklung zu einer tatkräftigen und selbstbewussten Frau hat mir sehr gut gefallen.
Helen scheint zwei Seelen in ihrer Brust zu tragen, manchmal wirkt sie wie eine introvertierte und grübelnde Seele, die irgendwie immer verloren erscheint, manchmal aber auch ist sie eine selbstbewusste und ehrgeizige Frau, die für andere kämpft und sich für sie einsetzt.
Meine heimliche Heldin ist jedoch Schwester Madeleine – ihre ruhige Art, stets ein offenes Ohr, umsichtig mit ihren Ratschlägen und auf ihre Art ein selbstbewusstes Leben zu führen – das hat mir sehr gefallen.
Der Schreibstil ist wirklich angenehm zu lesen, auch wenn er manchmal etwas behäbig und altmodisch wirkt. Aber er fesselt und lässt mich völlig in die Geschichte eintauchen. Doch es geht hier nicht nur um die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, ganz nebenbei lernt man auch noch einiges über die Nachkriegszeit, das Leben in den 50er Jahren, die langsame Änderung der klassischen Rollenverteilung und die verschiedenen Lebensweisen im Dorf und in der Stadt.
Mir hat das Buch gefallen und über die wenigen Längen konnte ich gut hinwegsehen. Doch man sollte Familiensagas mögen, wenn man sich auf dieses Buch einlassen will – aber dann wird man auch mit einer tollen und intensiven Geschichte über zwei starke Frauen belohnt!