Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität zu Köln (IDSL I), Sprache: Deutsch, Abstract: Bertolt Brechts internationaler Bekanntheitsgrad und seine herausragende Stellung in der deutschen Literatur beruhen vor allem auf seinem dramatischen Werk. Brecht entwickelte in den 1920er Jahren ein neues Leitmodell des Theaters, welches er später selbst als episches bzw. dialektisches Theater bezeichnete. Der Hauptgrund für die Erschaffung dieser neuen Form bestand darin, dass Brecht das Theater in seiner traditionellen Form nicht dazu in der Lage sah, die gesellschaftspolitischen Missstände angemessen darzustellen. Sein episches Theater war somit auch eine Reaktion auf das herkömmliche Illusionstheater nach Aristoteles. Doch wie gelingt Brecht die Desillusionierung des Zuschauers? Was genau macht sein episches Theater aus? Um diese Fragen zu beantworten, soll in der vorliegenden Arbeit auch kurz das klassische aristotelische Theater vorgestellt werden. Auf diese Weise kommen die Merkmale des epischen Theaters im anschließenden Vergleich noch besser zur Geltung. Danach wird mit „dem guten Menschen von Sezuan“ beispielhaft eines seiner berühmtesten Theaterstücke analysiert. Es wurde während seiner Zeit im Exil verfasst und stellt sowohl die typischen Merkmale des epischen Theaters als auch Brechts gesellschaftskritischen Grundsätze anschaulich dar. Inwieweit die epischen Elemente zum Einsatz kommen, ist Gegenstand der Untersuchung. Das Stück spiegelt Brechts intensive Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Fragen der Zeit wieder und zeigt seine Kritik am kapitalistischen System. Um eine angemessene Interpretation des Stücks vorzunehmen, werden zunächst der Aufbau und die Personenkonstellation beschrieben. Anders als in seinen meisten anderen Dramen lässt Brecht in „Der gute Mensch von Sezuan“ die Lösung des Problems offen. Ob er sich damit selbst untreu geworden ist, soll im Verlauf der Dramenanalyse geklärt werden. Sie geht auch der Frage nach, wie aktuell die Thematik des Stücks ist und inwieweit es noch auf die heutigen Verhältnisse übertragen werden kann.