Essay aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1,3, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig (Seminar für Philosophie), Sprache: Deutsch, Abstract: An der Frage, wie Gott, wenn er denn allmächtig, allwissend und vor allem allgütig ist, das Übel dieser Welt zulassen kann, scheiden sich die Geister. Während die einen recht schnell darauf verfallen, ihm die Existenz abzusprechen, versuchen die anderen, ihn auf jede erdenkliche Weise zu verteidigen und so ihr eigenes Weltbild aufrecht zu erhalten. Dabei greifen sie auch zu Argumentationen, mit denen man nicht nur den bekannten guten Gott, sondern ebenso sein genaues Gegenteil stützen kann. Wenden wir uns zunächst einmal dem Ausgangsproblem zu und leihen uns die Worte Epikurs, um es treffend darzulegen: „Ist Gott willens, aber nicht fähig, Übel zu verhindern? Dann ist er nicht allmächtig. Ist er fähig, aber nicht willens, Übel zu verhindern? Dann ist er nicht allgütig. Ist er jedoch sowohl fähig als auch willens, Übel zu verhindern? Dann dürfte es in der Welt kein Übel geben!“ Ein schwerwiegendes Problem, fürwahr. Natürlich ließe es sich ganz einfach lösen, indem man auf eine der beiden All-Eigenschaften verzichtete - aber ist ein Gott, der nicht allmächtig ist, noch ein Gott? Zumal in einer monotheistischen Religion? Und ist ein nicht allgütiger Gott noch der des Christentums? Schließlich baut gerade das Neue Testament auf der Vorstellung der Güte und Liebe Gottes auf. Also muss vor allem dem Christen daran gelegen sein, auch das Attribut „allgütig“ auf jeden Fall zu erhalten. Wie aber will er das tun? Nun, entweder er modifiziert die Ausgangsbehauptungen - dies kann man als Umgehungsversuch verstehen -, oder er schafft es, die Eigenschaften doch noch kompatibel zu machen mittels Brückenthesen. Übliche Brückenannahmen sind die Berufung auf die geordnete Welt, das schöne Universum, die Bildung einer Moral oder die Freiheit des Menschen. Die „geordnete Welt“ meint dabei, dass eine Welt, die durch Naturgesetze bestimmt wird, einer chaotisch funktionierenden vorzuziehen ist, auch dann, wenn durch diese Ordnung Leid entsteht. Das „schöne Universum“ verweist auf den Gesamtzusammenhang, in dem der einzelne Mensch, aber auch diese Erde steht, und betrachtet diesen als ein riesiges Kunstwerk, das aus Kontrastgründen auch Leid benötigt, um die Schönheit und das Gute umso heller strahlen zu lassen. Ein prominenter Vertreter dieser Theorie ist Leibniz mit seiner „besten aller möglichen Welten“, in der wir leben.