Was zeichnet einen ›guten Bürger‹ aus? Sollte er auch über Erwerbssinn, Konkurrenzdenken und Eigennutzorientierung verfügen und zu einem wirtschaftlich ›produktiven‹ Leben in der Lage sein? Oder ist dieser Gedanke eher das Ergebnis einer fortschreitenden ›Ökonomisierung‹ des politischen Denkens in unserem kapitalistischen Zeitalter? Maik Herold greift diese Frage auf und zeigt, dass politisches und wirtschaftliches Handeln nicht erst an der Schwelle zur Moderne zusammengedacht wurden, sondern bereits in der Antike. Schon hier war das Ideenfeld des Bürgers zugleich durch ökonomische Rollenbilder geprägt, sollten sich bestimmte soziomoralische Voraussetzungen guten politischen Handelns gerade aus wirtschaftlichen Erfahrungen ergeben. Mit diesen Erkenntnissen legt der Autor die Ursprünge einer Tradition klassisch ›wirtschaftsrepublikanischen‹ Denkens frei, aus der sich auch für die Gegenwart neue Antworten auf aktuelle Fragen zum Verhältnis von Demokratie und Marktwirtschaft ableiten lassen.
»Vor allem verweist das Buch darauf, welche Bedeutung die Vormoderne für die Reflexion allgemeiner Probleme der Gegenwart und theoretischer Fragen haben kann, wie sie in anderen Disziplinen wie der Politikwissenschaft diskutiert werden. Der von Herold und anderen initiierte disziplinenübergreifende Dialog sollte insofern von Seiten der Geschichtswissenschaft aufgegriffen und weitergeführt werden. Daher ist dem Buch eine breite Rezeption insbesondere unter Politik- und Wirtschaftshistoriker:innen zu wünschen.« Philip Hoffmann-Rehnitz, Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 2024/2