Ironische Biografie eines Wissenschaftlers
Das Leben von Joseph Hammer, der später einen Doppelnamen erbt, wird in diesem Buch bearbeitet. Leider erfahren wir nicht, was historische Wahrheiten sind.
Wenn Hammer in eine Jauchegrube fällt, dann ist mir das egal, ob er es oder ein anderer war.
Dass es im Morgenland zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert größere Reinlichkeit gegeben hat, ist…mehrIronische Biografie eines Wissenschaftlers
Das Leben von Joseph Hammer, der später einen Doppelnamen erbt, wird in diesem Buch bearbeitet. Leider erfahren wir nicht, was historische Wahrheiten sind.
Wenn Hammer in eine Jauchegrube fällt, dann ist mir das egal, ob er es oder ein anderer war. Dass es im Morgenland zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert größere Reinlichkeit gegeben hat, ist unbestritten.
Aber schön wäre es zu wissen, ob Josephs Tod in Ägypten tatsächlich in Wien verkündet wurde. Jedenfalls ist der Roman mit reichlich Ironie gewürzt, eine Stärke des Autors, die ich schon in seinem letzten Buch mit dem Pferd bemerkt habe.
Auf Seite 335 wird Niebuhr erwähnt. Ihn kennen ich gut. Der Satz: „Von den sechs Teilnehmern [der Arabien-Expedition] starben fünf an Malaria, und Niebuhr kam ohne einen einzigen Beweis [für die Richtigkeit der biblischen Erzählungen] zurück nach Dänemark“ ist absolut richtig. Der folgende Satz: „Er starb dann später bei einem Großbrand in einem kleinen Haus am Hafen“ ist totaler Quatsch. Auch wenn Stermann einen running gag daraus macht, dass Dänen nicht mit Feuer umgehen können, so starb Niebuhr im hohen Alter eines natürlichen Todes in Meldorf. Wäre es nicht schon witzig genug, wenn er schriebe, die Kupferplatten für die Veröffentlichung seines Reiseberichts seien dem Brand in Kopenhagen zum Opfer gefallen. Dies wäre sogar historisch richtig.
Danach wurde ich misstrauischer. Aber der rosaroten Prinz starb wirklich während des Wiener Kongresses. Ob er tatsächlich trotz Fieber keine Party ausließ oder nur aus Altersgründen aus dem Leben schied, ist für mich zweitrangig.
Mir gefällt ferner das Hammer ein Lobbuch führt, in dem er jedes Lob einträgt, das er bekommt. Er ist auch witzig, weil er als Diplomat geschildert wird, der seine Klappe nicht halten kann.
Es schadet auch nicht, wenn man durch Lesen neues lernt. Vom Meteoriteneinschlag bei Pöhlitz in Ostthüringen wusste ich bisher nichts.
Ich habe mich teilweise köstlich amüsiert und vergebe 4 Sterne. Ein Nachwort über das, was historisch verbürgt ist, hätte den fünften Stern gebracht.