Knapp hinter der glänzenden Straße, die ein Zentrum des großstädtischen Gesellschaftsverkehrs ist, - aus deren breiten, reinlich asphaltierten Trottoirs sich täglich viele Hunderte von eleganten Herren und geschmückten Damen - müßige Spaziergänger - anlächeln und begrüßen, beginnt jäh und unvermittelt - in allzu schroffem Übergange fast - das Reich der Finsternis. Man biegt bei dem Louvre de Luxe um, einem hochaufstrebenden Bau in reinem, modernem Stil, verfolgt einige Schritte lang die edlen, prunklosen Linien seiner Seitenfront und steht nach zweiter scharfer Wendung am Eingange eines Sackgäßchens, dessen oberes Ende von einer hohen Gartenmauer begrenzt wird. Wenn die Dämmerung hereinbricht und das matte behagliche Grau des Abends sanft über die Dächer der großen Stadt niederrieselt, sinkt unser kleines Gäßchen ohne weiteres in trübselige Nacht. Die Häuschen schrumpfen zusammen - die Torbögen verlieren sich im Schatten - und während die Hauptstraße gleißende Abendtoilette anlegt - flammt hier nur eine einzige rote Laterne auf - schließt ihre nächste Umgebung in einen blutigen Kreis ein ... Kundige Hände schieben in einzelne der niederen Fensterchen schwelende Öllampen ein. Die blassen Flämmchen, vom Winde, der durch Ritzen und Löcher fährt, unruhig bewegt, zucken hin und her, rufen und betteln. - Sie sind die stummen Wegweiser ... Die Hauptstraße wird still und stiller, die Läden schließen, die eleganten Müßiggänger haben heimgefunden, nacheinander versprühen die knisternden Lampen, und den Putz und Glanz und Luxus decken graue Rollvorhänge bedachtsam zu. Da wacht dort hinten das Leben auf und öffnet hungrig seine versponnenen Schlafaugen. Da öffnen sich Fenster, rostige Torflügel knarren, da schwingt die Luft von Fragen, Plaudern, Lachen. Da fliegen Wolken von Moschus, und Veilchendüfte fliegen auf; Seide raschelt, und Silberreifen klittern, wenn die buntgekleideten Gestalten röckeschürzend aus dem Dunkel der namenlosen Gasse eilen. Sie sind's! Geschminkte Lippen, darauf ein lustiges Liedchen blüht! Wiegende Hüften, die das strammsitzende Mieder verformt! Augen, deren gieriger Schein erst mit dem Lichte kämpfen muß ... Und das spendende Lächeln eingesargt in einer Grimasse! So zieht der Zug von Frauen auf die schöne, blank asphaltierte Hauptstraße hinaus. Der Markt der Liebe ist aufgetan: Die Buden des Glückes sind gezimmert, und die Verkäuferinnen harren ihrer Kunden. Sie brauchen nicht lange zu warten. Da kommen sie von ihrer Mutter entlassen ...
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