Bis die Gestapo ihn 1933 beim S. Fischer Verlag in Berlin beschlagnahmte und kurz darauf verbrannte, hatte der Skandalroman Der heilige Skarabäus, der erstmals 1909 erschienen war, bereits 22 Neuauflagen erlebt. In diesem als „Unsittenroman“ verdammten Buch, eröffnet die damals schon bekannte Verfasserin einen schonungslosen Blick auf die Vergnügungssucht und das Laster des Bürgertums im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Anhand des buntbewegten Treibens im sogenannten „Rothaus“, das von einer üblen Absteige bald zu einem der vornehmsten und bestbesuchtesten erotischen Salons der Stadt wird, schildert sie nicht nur den Aufstieg und Untergang eines einzelnen Bordells, sondern entwirft auch gleichzeitig eine gleichermaßen kritische wie hellsichtige Sozial- und Gesellschaftsstudie. Zum ersten Mal in der Geschichte der österreichischen Literatur geht es hier um das Leben der Prostituierten selbst, um verwegene, verführte und oft bedauernswerte Geschöpfe, die durch Unwissenheit, Not und Verzweiflung zur Prostitution kommen und durch Geldgier, Korruption und Mädchenhandel zur Ware der käuflichen Liebe werden. „Nach und nach erfahren wir von den Lebenswegen der Frauen im Rothaus, aus diesem oder jenem Umstand auf die ’schiefe Bahn‘ geraten. […] Prostitution, erfährt man im Roman Der Heilige Skarabäus, ist kein Phänomen außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft. Sondern Bestandteil ebendieser Gesellschaft. Eine Wirtschaftsbranche.“ – Johann Kneihs, Ö1 Tonspuren „…eine bestechende Analyse einer ungewissen Gemeinschaft.“ – Bernadette Lietzow, Tiroler Tageszeitung „Während aber die Mutzenbacher ein fröhliches Kinderporno-Ballett ist, das Menschen zu bloßen Benutzeroberflächen für unermüdliches Kopulieren reduziert, widmet sich Jerusalem ausführlich dem Elend und Missbrauch der Mädchen ebenso wie der Geldgier und Gewalttätigkeit derer, die sie ausbeuten.“ – Clemens Ruthner, Der Standard