Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: Sehr gut (minus), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Seminar für Orientallische Sprachen - Abteilung Wirtschaftswissenschaften), Veranstaltung: Hauptseminar Wirtschaftspolitik im Systemwettbewerb, Sprache: Deutsch, Abstract: Der allgemeine Glaube, dass der homo oeconomicus allein in der Wirtschaft zu Hause wäre, ist weit verbreitet. "Der homo oeconomicus ist eben der in der Wirtschaft tätige Mensch." Das Menschenbild des homo oeconomicus geht allerdings darüber hinaus. Es ist ein Erklärungsversuch für menschliches Verhalten, in dem es dem Menschen Rationalität und Egoismus unterstellt. Da es keinen vernünftigen Grund gibt anzunehmen, dass Menschen sich grundsätzlich anders verhalten, wenn sie beispielsweise soziale und politische Probleme lösen als wenn sie wirtschaftliche oder juristische Aufgaben angehen, gibt es auch keinen Grund, den homo oeconomicus aus den anderen Sozialwissenschaften auszusperren. In dieser Arbeit soll der homo oeconomicus in der modernen Politikwissenschaft betrachtet werden bzw. das Verhalten der Politiker in demokratischen Systemen unter Voraussetzung des ökonomischen Menschenbildes analysiert werden. Einleitend wird auf die Entwicklung des Menschenbildes des homo oeconomicus in der Historie eingegangen, wo vor allem deutlich gemacht werden soll, dass dieses Menschenbild tatsächlich kein Kind der Ökonomie sondern vielmehr im Bereich der Staatsphilosophie anzusiedeln ist. Die Anwendung des ökonomischen Menschenbildes in der modernen Politikwissenschaft kann von dieser Seite aus betrachtet vielleicht sogar als Schritt "back to the roots" betrachtet werden. "Wie verhalten sich Politiker in Demokratien unter Zugrundelegung des ökonomischen Menschenbildes?", lautet die Frage, welcher hier vor allem nachgegangen werden soll. Eine erste Antwort wird mit dem von Downs entwickelten Modell der Parteienkonkurrenz gegeben, in dem den Parteien im besonderen bzw. den Politikern im allgemeinen ein Verhalten unterstellt wird, welches im Prinzip auf eine mittlere Interessenvertretung der Wähler hinausläuft. Anschließend wird diese Annahme durch drei aus der "Public-Choice-Perspektive" vorgetragenen Argumente konterkariert, welche dafür sprechen, dass Politiker nicht die mittleren Interessen der Wähler sondern vielmehr Minoritäteninteressen vertreten. Im Zuge dieser Argumentation rücken neben den Politikern die Vertreter von Interessengruppen als weiterer wichtiger Akteur im politischen Prozess ins Zentrum der Betrachtung. Eine dritte wichtige Gruppe der "politischen Unternehmer", die Bürokraten, werden nicht außen vorgelassen. Ihr Verhalten wird auf dem Hintergrund des ökonomischen Verhaltensmodells abschließend untersucht.
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