Die monatlichen Inflationsraten kennen derzeit nur eine Richtung: nach oben. Es ist das Top-Thema, weil es jeden betrifft, und gerade die Deutschen haben Angst vor einer Wiederholung der Hyperinflation von 1923. Thomas Gebert macht in seinem "Inflationsschutzratgeber" Vorschläge, wie man sein
Vermögen vor der schleichenden Geldentwertung schützen kann. Den direkten Preissteigerungen (z. B. den…mehrDie monatlichen Inflationsraten kennen derzeit nur eine Richtung: nach oben. Es ist das Top-Thema, weil es jeden betrifft, und gerade die Deutschen haben Angst vor einer Wiederholung der Hyperinflation von 1923. Thomas Gebert macht in seinem "Inflationsschutzratgeber" Vorschläge, wie man sein Vermögen vor der schleichenden Geldentwertung schützen kann. Den direkten Preissteigerungen (z. B. den Energiekosten) kann man nicht entkommen, sie aber nach seiner Vorstellung durch geschickte Investitionen kompensieren. Sein Fokus liegt nicht darauf, wo man investiert, sondern wann man in welche Anlageform investiert und er versucht, sinnvolle Einstiegs- und Ausstiegsszenarien für ein Investment aufzuzeigen.
In den ersten sechs Kapiteln (rd. 90 Seiten) beschäftigt sich der Börsenexperte mit der Theorie der Inflation und in den Kapiteln danach (ca. 70 Seiten) mit deren Umsetzung. Auf wenigen Seiten bereitet Gebert die Kernpunkte der Inflation für jedermann verständlich auf und widerlegt gleichzeitig so einige Mythen. Auch stellt er provokante Thesen auf, wie z. B. dass "die Inflationsberechnung eine Schauveranstaltung" sei und seiner Meinung nach ist "Inflation ein Umverteilungsmechanismus." Das kann man so sehen, muss es aber nicht. Derzeit kennen alle Anlageklassen nur den Weg nach unten: Gold, Aktien, Immobilien, Geld.
Gebert ist ein Vertreter der modernen Geldtheorie. Die Entwicklung seit der Finanzkrise 2008/2009 hat gezeigt, dass billiges Geld die Inflationsrate drückte, was im Gegensatz zu den Vorhersagen der alten Geldtheorie steht und bei näherem Hinsehen auch nicht stimmt, denn bei Aktien, Kunst und Immobilien gab eine regelrechte Hyperinflation. Einige Wirtschaftswissenschaftler verkaufen die neuen Ideen unter dem positiv geframten Stichwort "Modern Monetary Theory" (MMT). Auch wenn die neue Sichtweise, dass die Schulden des Staates die Vermögen der Bürger sind, auf den ersten Blick erst einmal abstrus klingt, sind die dahinterstehende Erläuterungen bei flüchtigem Hinsehen nachvollziehbar.
Im praktischen Teil zeigt Gebert, welche Anlageklassen in Inflationszeiten besonders geeignet waren. Anhand von Entwicklungen in früheren Inflationszeiten (insb. die Ölkrisen in 1973 und 1979/1980) untersucht er, wie sich Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und Gold entwickelt haben. Gibt es Gewinner- und Verliererassets? Schützen Aktien und Immobilien wirklich auf Dauer vor Inflation? Profitieren spezielle Branchen? Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf von Anlagen?
Seine Handlungsempfehlungen sind war nachvollziehbar, aber ich glaube, dass in heutigen Zeiten die Entwicklungen nicht mehr so einfach linear aus der Vergangenheit in die Zukunft extrapoliert werden können. Dabei sind Entwicklungen wie der Ukraine-Krieg und die durch die Sanktionen nochmals verstärkt gestörten Lieferketten erst nach Drucklegung hinzugekommen und noch nicht einmal berücksichtigt.
Geberts Empfehlungen orientieren sich vornehmlich am Konjunkturzyklus und dem gemäß der ALTEN Geldtheorie üblichen Mechanismen zur Bekämpfung der Inflation durch Erhöhung des Zinses. Aber passen die Empfehlungen noch zu einem Paradigmenwechsel hin zur neuen Geldtheorie, wie ihn die EZB derzeit verfolgt? Wird der Zins auch in Zukunft noch das Instrument zur Bekämpfung der Inflation sein oder sind es Steuererhöhungen, wie es die MMT fordert? Welcher Politiker wird sich überhaupt trauen, massive Steuererhöhungen durchzusetzen und was passiert, wenn z. B. die Südstaaten dabei nicht mitziehen und ihre Schulden einfach Deutschland aufladen (Stichwort „Schuldenunion“)? Was ist bei der gefährlicheren Inflationsvariante "Stagflation" zu beachten, die wir derzeit haben? Auf alle diese wichtigen Fragen geht Gebert nicht ein.
Insgesamt ist der kleine Ratgeber von Thomas Gebert stark im Theorieteil, aber aus meiner Sicht deutlich zu undifferenziert bei den Umsetzungsempfehlungen. Hier hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht, um Anlageentscheidungen besser fä