Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,3, Technische Universität Chemnitz (Philosophische Fakultät), Veranstaltung: Hauptseminar: Carlfriedrich Claus - Futurismus - Dada, Sprache: Deutsch, Abstract: 1909 hob Filippo Tommaso Marinetti in Mailand mit seinem Gründungsmanifest den Futurismus aus der Taufe. Im Februar 1909 erschien das Manifest in mehreren italienischen Zeitungen und in Paris im Le Figaro. Das Manifest wurde von da an zu dem bevorzugten Medium, durch welches Marinetti und die Futuristen ihre Auffassungen verkündeten. Zwischen 1909 und 1944 veröffentlichten die Mitglieder der Gruppe der Futuristen allein 175 Manifeste, von denen gerade zu Beginn der Bewegung ein Manifest das andere jagte. Marinetti hat das Manifest zu einem ganz eigenen Texttypus entwickelt, indem er es zum Sprachrohr des futuristischen Weltgefühls machte. Der Futurismus – eine Strömung, eine Kunstauffassung, die am Anfang von Dichtern erdacht und für Dichter gedacht war, griff schon bald auf weitere Künste über, wie die bildende Kunst, die Musik, den Tanz und das Theater. So verfaßten zum Beispiel die Maler Umberto Boccioni, Luigi Russolo und Carlo Carrà eigene Manifeste, in denen sie die neuen Aufgaben des Malers postulierten, Valentine de Saint-Point verfaßte ein Manifest über die futuristische Frau und im Herbst 1910 verfaßte der Musiker Francesco Balilla Pratella ein „Manifest der futuristischen Musiker“. Der Futurismus war eine Strömung intermedialen Charakters. Und er wirkte in ganz Europa, von Italien breitete er sich über Frankreich und Deutschland bis nach Rußland aus. Und dies nicht zuletzt durch die Aktivitäten und zahlreichen Vortragsreisen Marinettis. Marinetti war überall in Europa unterwegs, um Vorträge über den Futurismus zu halten, die Futuristen traten vor Leuten auf und schreckten selbst vor spektakulären Flugblattaktionen oder Prügeleien mit ihren Kritikern nicht zurück. Marinetti und seinen Anhängern ging es darum, den künstlerischen Traditionen, die sie ablehnten, den Kampf anzusagen; neue Konzepte, Mittel und Wege sollten gefunden werden, um die Kunst dem veränderten Zeitgeist anzupassen, um eine neue, freie, der Zeit angemessene Kunst zu ermöglichen. Dies ging von einfacher Ablehnung überlieferter Traditionen bis hin zu solch provokanten Aufrufen, die Syntax zu zerschlagen, die Sprache zu befreien. „Parole in libertà!“, oder anders ausgedrückt, die völlige stilistische Freiheit für den Dichter, war eines der großen Schlagwörter des Futurismus.