Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1,3, Ludwig-Maximilians-Universität München (Geschwister-Scholl Institut), Veranstaltung: Gilles Deleuze und de politische Philosophie des Kinos, Sprache: Deutsch, Abstract: 1.) Die Stunde Null Die „Stunde Null“: Ein Begriffspaar, das zu den kulturellen Eckpfeilern der jüngeren deutschen Nachkriegsgeschichte gehört, ist in zweierlei Hinsicht zu interpretieren. Auf der einen Seite ist die Zahl Null ein Indikator für das Nichts, eine Abwesenheit von Etwas. Gemünzt auf die Historie steht die Stunde Null somit für das Nichts, mit dem sich die Deutschen nach 1945 konfrontiert sahen. Die Abwesenheit des Sieges, die Abwesenheit von Freiheit, die Abwesenheit einer sicheren Zukunft. Eine düstere Vision, die ein ganzes Land in einen lähmenden, handlungsunfähigen Zustand versetzt, der kein Vor und kein Zurück mehr kennt. Zurück deshalb nicht, weil die Agonie der Gegenwart nur aus der konkreten Situation der Vergangenheit zu erschließen ist. Vor deshalb nicht, weil eine kulturelle Entwicklung an sich nicht möglich erschien. Diese Art der Interpretation finden wir z.B. in Roberto Rosselinis Deutschland im Jahre Null. Auf der anderen Seite jedoch kann man die Stunde Null auch dergestalt lesen, dass die Null als ein Synonym zur Tabula rasa zu verstehen ist. Eine Reinkarnation, die eine weiße Weste zur Folge haben soll, damit sie einem kulturellen Neuanfang, einer Neuorientierung als Basis dienen kann. Zwischen dem Jetzt der Gegenwart und dem Damals der Vergangenheit wird eine klare Linie gezogen. Zeugnisse hierfür finden sich in der deutschen Geschichte an vielen Stellen und unterschiedlichen Ebenen, angefangen beim ökonomischen Wirtschaftswunder, im politischen Wiedererstarken durch die Aufnahme in die NATO im Jahre 1955 bis hin zum Wir sind wieder wer-Gefühl im Zuge der Weltmeisterschaft von 1954. Es gibt jedoch eine Instanz, in der beide Interpretationen gleichzeitig stattgefunden haben: Das Kino. Die These der vorliegenden Arbeit ist, dass die Entstehung einer neuen Art des Kinos unmittelbar mit den weltpolitischen Ereignissen zusammenhängt bzw. die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges maßgeblich eine neue Form der Kinematographie zur Folge hatte. Als Grundlage dieser Arbeit dienen die zwei theoretischen Bücher über das Kino von Gilles Deleuze. Der französische Philosoph behauptet in seinen beiden Werken, einen Unterschied an der Repräsentation bzw. der Rolle von Zeit als Variable erkannt zu haben, die es rechtfertige, eine Zäsur in die Filmgeschichte einzufügen.