In seinem Kommentar bietet Christoph Burchard eine philologisch-historische Auslegung des Jakobusbriefes. Damit verdeutlicht er gleichzeitig die Beziehungen des Jakobusbriefes zur frühjüdischen und griechisch-römischen Umwelt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Brief nicht von Jakob, dem Bruder Jesu, stammt, sondern ihm gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. von einem Unbekannten zugeschrieben wurde. Der Verfasser des Briefes spricht die in der Welt zerstreuten und von ihr angefochtenen Christen an. Der Brief enthält keine Sammlung von Traditionen, sondern besitzt eine lockere Gliederung, deren Programm in 1,2-11 steht. Starke Traditionsbindung ist vorhanden, aber sie beruht nur selten auf gegebenen Texten. Des weiteren ist eine systematische Konzeption zu erkennen; Gott hat die Christen durch 'das Wort der Wahrheit' als Erstlinge der Schöpfung geboren und ihnen mit dem 'Gesetz der Freiheit' eine Hilfe zum ewigen Leben geliefert. Das Hauptanliegen des Briefes liegt aber nicht in der theologischen Belehrung, vielmehr mahnt er die Adressaten, ihrem Status entsprechend in Distanz zur Welt zu leben, um das ewige Leben nicht zu verlieren. Dabei findet keine Auseinandersetzung mit Paulus oder dem Paulinismus statt. Die Berührungen mit Paulus beruhen auf verschiedenen Interpretationen der jüdischen Auffassung der Rechtfertigung Abrahams. Insgesamt gesehen steht der Brief mit dem gleichen Recht im Neuen Testament wie beispielsweise der 1. Petrusbrief oder das Matthäusevangelium. Geboren 1931; Professor emeritus für Neues Testament an den Universitäten Heidelberg und Montpellier.
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