Dieses aussergewöhnliche Buch „Der Junge im gelben Jackett" von Peter Weitzner enthält viele Episoden. Es verdichten sich im Roman Erinnerungen, Erzählungen, Träume und Reflexionen über Kunst, Politik und Gesellschaft sowie die individuelle Lebensgeschichte zu einem faszinierenden,
zeitgeschichtlichen Dokument.
Peter Weitzner schreibt aus der Sicht eines Malers. Insbesondere geben ungewöhnliche…mehrDieses aussergewöhnliche Buch „Der Junge im gelben Jackett" von Peter Weitzner enthält viele Episoden. Es verdichten sich im Roman Erinnerungen, Erzählungen, Träume und Reflexionen über Kunst, Politik und Gesellschaft sowie die individuelle Lebensgeschichte zu einem faszinierenden, zeitgeschichtlichen Dokument.
Peter Weitzner schreibt aus der Sicht eines Malers. Insbesondere geben ungewöhnliche Künstlerporträts die Aufbruchsjahre nach dem Kriege wieder. Es begann die Zeit, als sich die Kunst neu erfand.
Es ist auch ein Buch über Berlin, als über den weiten, leer geräumten Trümmerflächen ein bleiches Licht lag. Die Künstler trafen sich in der Paris-Bar, um über ihre unterschiedlichen Positionen zu streiten. Entstanden ist ein facettenreiches Poem.
Der Roman gliedert sich in drei Teile:
1.Teil: Wir revoltieren, also leben wir
2.Teil: In den Ruinen der Zeit
3.Teil: Spiel ohne Ende
Es ist gleichsam ein "autobiografischer" Roman, der das Leben des Universalkünstlers, als Theatermacher, Maler und Schriftsteller, unter anderem Autor von dem Roman "Kinder des Nichts", beschreibt. In Hamburg als Junge, der sich in politisch/künstlerischen Kreisen bewegt, in Berlin als erfolgreicher Künstler und Hochschullehrer und Familienmensch, um im letzten Teil seine Visionen, Träume, sein Lebensfazit einfließen zu lassen.
„Der Junge im gelben Cordjackett“: Gelb lässt an das Kapitel "Goyas gelber Hund" denken, da heißt es "Gelb ist ein von Leben befreiter, keimfreier Raum. Gelb ist ein höllisches Nichts…". Das gelbe Jackett, das er sich als junger Mann angezogen hat wie eine zweite Haut, er identifiziert sich damit, wie man am Schluss auch an der gelben Farbe der Plastiktüte erkennt, in der er seine Überlebensnotizen verborgen hat, begleitet ihn auf seinen Wanderungen durch die Zeit. Aber tröstlich ist, dass das Jackett aus Cord ist, was persönliche Wärme und eine gewisse Intimität ausdrückt. Seine Jugendzeit und Erlebnisse sind in dieser Jacke formatiert, sie ist gleichsam Leitmotiv bis ans Ende des Romans. Dort, im Traum, wie mit einem zweiten Ich, begegnet er dem Jungen im gelben Jackett. Die Jugend-/Jungen-Rolle legt er ab, die gesammelten Notizen der Zeit des Beginns werden dem Wind übereignet, als ob das schon eine unbestimmte Furcht vor dem Ende anzeigt, in der nicht zu beantwortende Fragen nach dem Lebenssinn entstehen.
Ein herausragendes Buch, das ich mit grossem Gewinn gelesen habe.
Sieglinde Lakenbrink Berlin 29.4.2016