Die Neue Musik ist nicht in einem Augenblick entstanden: Spätestens ab 1950 haben Komponisten sich mehrfach eine neue Tonkunst vorgestellt, in Manifesten, in ihren Lebenswegen und ihren Kompositionen realisiert und damit eine ganz eigene, extrem farbige Bewegung angestoßen. Also eine westliche Erfindung nur für Spezialisten? Weit gefehlt! Björn Gottstein beleuchtet das Phänomen von seinen Anfängen bis heute in all seinen Facetten. Die Geschichte der Neuen Musik wird dabei sondiert (immer wieder kommen einzelne Komponisten zu Wort, wird ihr spezifisches Werk vorgestellt), kuratiert (das Buch versucht nichts weniger als einen Gesamtüberblick) und strukturiert (was hängt wie womit zusammen?) – eine mitreißende, faszinierende musikalische Entdeckungsreise von einem begnadeten Erzähler und Kenner der Materie und ein Muss auch für den Fan Klassischer Musik.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein paar blinde Flecken hat diese Geschichte der Neuen Musik, meint Rezensent Max Nyffeler, aber insgesamt bringt Björn Gottstein dem Leser ein schwieriges Thema auf kluge Art nahe. Nicht chronologisch wird das Feld der Neuen Musik erschlossen, beschreibt Nyffeler, sondern vielmehr thematisch entlang von Überschriften wie "Neue Weltmusik - Neue Musik in einer postkolonialen Welt" oder "Rituale - Ein Tor in andere Welten", was ziemlich gut funktioniert und Technik, Soziales und Ästhetisches miteinander in Beziehung setzt. Einige Leerstellen gibt es doch in diesem Buch, ärgert sich der Rezensent, er vermisst unter anderem Benjamin Britten und einige osteuropäische Komponisten, Gottfrieds Buch interessiert sich vor allem für als fortschrittlich geltende musikalische Positionen, tatsächlich wird das "Neue" in Neue Musik hier selbstbewusst groß geschrieben. Jargonlastig oder oberlehrerhaft ist das Buch freilich nicht, freut sich Nyffeler, der frühere Radioredakteur Gottstein schreibt eingängig und erstellt hier einen eingängigen Wegweiser keineswegs nur für Spezialisten durch ein vielfältiges Terrain.
© Perlentaucher Medien GmbH
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