Berührender Coming-of-Age. Ein römischer Somali als Spielball zwischen zwei Kulturen
Diese Coming-of-Age-Geschichte rund um den römischen Somali Yabar beginnt damit, dass er im Krankenhaus aufgenommen wird. Den Grund für seine schwerwiegende Augenverletzung verschweigt er. Erst im Laufe der
Erzählung rund um sein Leben erfahren wir mehr über die Umstände.
Als er aus der Bewusstlosigkeit…mehrBerührender Coming-of-Age. Ein römischer Somali als Spielball zwischen zwei Kulturen
Diese Coming-of-Age-Geschichte rund um den römischen Somali Yabar beginnt damit, dass er im Krankenhaus aufgenommen wird. Den Grund für seine schwerwiegende Augenverletzung verschweigt er. Erst im Laufe der Erzählung rund um sein Leben erfahren wir mehr über die Umstände.
Als er aus der Bewusstlosigkeit erwacht wird er nach seinen Eltern gefragt. Er gibt seine „Tante“ Rosa an, die sehr oft für ihn da war und mehr und mehr in seinem jungen Leben eine Bezugsperson wurde als seine eigene Mutter es war. Außerdem urlaubt die im Norden des Landes, und er möchte sie nicht beunruhigen, denn er glaubt, dass er wieder mal Mist gebaut hat. Sein Vater ist schon längst fort. Zuerst kamen sie noch 1990 zusammen von Somalia geflüchtet nach Rom. Er blieb mit seiner Mutter, seinen Vater hielt es nicht. Er wollte zurück in den Bürgerkrieg. Clan-Verpflichtungen.
Yabar tut sich in Rom schwer. Seine Hautfarbe ist schwarz, seine Wurzeln glaubt er nicht zu kennen. Es wird versucht, die Wahrheit von ihm fernzuhalten. Aus Rücksicht, ihm eine besseres Leben zu ermöglichen. Doch auf Dauer bleibt sie nicht verborgen, und Yabar kann sich in der Welt mit anderen Augen sehen.
All daran hat er zu knabbern. Seine schulischen Leistungen sind schlecht, obwohl Sissi, die hellhäutige Tochter von Rosa, versucht mit ihm zu lernen.
Als ihm droht, ein zweites Mal sitzen zu bleiben, schickt ihn seine Mutter kurzerhand nach London zu seiner somalischen Verwandtschaft, auch wenn er kaum Somali spricht.
Erst dort lernt er das wahre Wesen der Somalis kennen. Er tut sich mit der Sprache leichter als gedacht, und lernt Gründe für den andauernden Bürgerkrieg kennen.
Ihm wird das zerstörerische System der Clans erklärt, und allmählich dämmert ihm das wahre, brutale Geheimnis um seinen Vater.
S.190: „ […] dass die Clans nur ein Instrument der Macht sind, wie übrigens alle Spaltungen. Sie entsprechen keiner politischen Überzeugung. Die Geburt entscheidet über die Zugehörigkeit zu einem Clan, nicht der eigene Wille.“
Er beginnt das große Rad des Lebens zu verstehen – und will es dennoch nicht begreifen. Wut und Trauer sind nur zwei der Gefühle, die ihn überkommen … Erwachsenwerden war noch nie einfach.
Die Autorin verpackt in diesen aufrüttelnden Roman ein Stück Somalische Zeitgeschichte. Sie bringt viel Verständnis für ihre handelnden Personen mit. Hauptaugenmerk ist natürlich die Entwicklung von Yabar, den sie hier als Botschafter einsetzt, um uns ein wenig die Hintergründe für das Leid in Somalia näherzubringen. Ich behaupte zu sagen, dass ihr dies recht gut gelungen ist, obwohl hier gewiss noch Luft nach oben wäre. Dennoch vermittelt es den unbedarften LeserInnen ein erstes Gefühl der politischen Lage.
Und wie es in einem Teenager aussehen kann, der nicht weiß, wo er hin gehört und ein Spielball zwischen zwei Kulturen ist, hat sie uns sehr überzeugend dargestellt. Auch ist es eine Abrechnung mit dem Italienischen Kolonialismus in Afrika.
Der Titel des Romans geht zurück auf eine Somalische Sage.
Sehr gerne gebe ich für diesen Roman eine Leseempfehlung – er erweitert unseren Horizont auf eindrückliche und unterhaltsame Weise.