Francis Scott Fitzgerald (1896-1940) ist als Chronist des Jazz-Zeitalters, der hektischen zwanziger Jahre in den USA, bekannt geworden. Zunächst war der aufstrebende Schriftsteller fasziniert von der „goldenen“ Seite des Zeitalters, von der vornehmen Gesellschaft, doch bald entdeckte er hinter der
Maske nur Überheblichkeit, Leere, Rausch und Verzweiflung.
Bereits mit seinem ersten Roman…mehrFrancis Scott Fitzgerald (1896-1940) ist als Chronist des Jazz-Zeitalters, der hektischen zwanziger Jahre in den USA, bekannt geworden. Zunächst war der aufstrebende Schriftsteller fasziniert von der „goldenen“ Seite des Zeitalters, von der vornehmen Gesellschaft, doch bald entdeckte er hinter der Maske nur Überheblichkeit, Leere, Rausch und Verzweiflung.
Bereits mit seinem ersten Roman „Diesseits vom Paradies“ (1920) brachte er die enttäuschten Gefühle der sogenannten „Lost Generation“ (verlorenen Generation) zum Ausdruck. Es war der Protest einer kleinen Gruppe von amerikanischen Intellektuellen gegen die Sinnlosigkeit des Krieges, gegen die Zügellosigkeit der Oberschicht und die bürgerliche Welt im Allgemeinen, die dem Leben keinen Inhalt mehr gab. So schilderte er in seinem bedeutendsten Roman „Der große Gatsby“ den tragischen Untergang eines vermögenden Alkoholschmugglers.
Auch in seinen zahlreichen Erzählungen, die jetzt in fünf Taschenbuch-Bänden im Diogenes Verlag vorliegen, geht es um das Streben nach Glück und Erfolg, den amerikanischen Traum und dessen Scheitern. Die Gegensätze arm und reich, treu und untreu stehen im Mittelpunkt dieser rund 160 Gesellschaftsporträts, von denen zu Lebzeiten des Schriftstellers weniger als ein Drittel in Buchform erschienen. Die meisten Erzählungen wurden kurz nach ihrer Entstehung in Zeitschriften und Zeitungen abgedruckt.
In dem Auswahlband „Der letzte Kuss“ sind die Stories aus den letzten fünf Lebensjahren (1935-1940) des Schriftstellers versammelt. Die meist kürzeren Geschichten belegen, dass dem einst gefeierten Fitzgerald das Schreiben nicht mehr so leicht von der Hand geht. Alkohol, Geld- und Familienprobleme beeinträchtigen seine Schaffenskraft. So erzählt er in „Ein Fall von Alkoholismus“ und in „Das verlorene Jahrzehnt“ von seinen Erfahrungen mit dem Trinken.
Dennoch gelingen Fitzgerald noch einige bemerkenswerte Geschichten über Hollywood und dessen einstigen Glamourzeiten. Da Fitzgeralds Tochter Scottie im Teenager-Alter war und ihn die Welt der Heranwachsenden interessierte, sind einige Geschichten in diesem Milieu angesiedelt.
Neben den Kurzgeschichten beinhaltet die Auswahl auch drei autobiografische Essays, die eine persönliche Beichte und eine Analyse seines seelischen Bankrotts darstellen. Seine letzte Geschichte „Der letzte Kuss“ aus dem Jahre 1940 erschien erst neun Jahre nach seinem Tod.
Komplettiert wird der gewichtige Auswahlband durch ein Nachwort von Verena Lueken, die kurz auf das erzählerische Werk von F. Scott Fitzgerald und die Entstehung von einzelnen Erzählungen eingeht.
Manfred Orlick