Spannend und ungewöhnlich
Die Geschichte spielt auf einer kleinen abgelegenen Insel im Mittelmeer, die als einziges Gebiet nicht von dem schwarzen Nebel eingehüllt worden ist, der vor 90 Jahren alles Leben auf der Erde vernichtet hat.
Die 122 Einwohner des Dorfes leben friedlich und freundlich
miteinander, bringen sich in die Gemeinschaft ein und hinterfragen die strengen Regeln nicht, die den…mehrSpannend und ungewöhnlich
Die Geschichte spielt auf einer kleinen abgelegenen Insel im Mittelmeer, die als einziges Gebiet nicht von dem schwarzen Nebel eingehüllt worden ist, der vor 90 Jahren alles Leben auf der Erde vernichtet hat.
Die 122 Einwohner des Dorfes leben friedlich und freundlich miteinander, bringen sich in die Gemeinschaft ein und hinterfragen die strengen Regeln nicht, die den Tagesablauf bestimmen. Niema, eine der drei WissenschaftlerInnen, die alles überwachen und für Sicherheit sorgen, wird eines Morgens brutal getötet gefunden. Wenn der Mord nicht aufgeklärt wird, fährt das Sicherheitssystem der Insel runter und der tödliche Nebel kann dann auch die Insel ergreifen. Es bleiben 107 Stunden.
Die neugierige, unangepasste Emory aus dem Dorf wird mit der Aufklärung beauftragt und sieht sich einer kaum zu lösenden Aufgabe gegenüber, denn abgesehen vom Zeitdruck haben auch alle Bewohner keinerlei Erinnerungen an die vergangene Nacht.
Erzählt wird aus der Perspektive einer KI namens Abi, die mit allen Bewohnern in Verbindung steht, sie liest deren Gedanken und kommuniziert mit ihnen. Manchmal nimmt Abi überraschend die Ich-Perspektive ein, das erinnerte mich wieder daran, wer hier eigentlich der Erzähler ist, ich finde das vom Autor sehr geschickt gemacht.
Stuart Turton schreibt lebendig, bildhaft und atmosphärisch. Ich kann mir alles gut vorstellen, wozu auch das Personenverzeichnis und eine Zeichnung des Dorfes beitragen. Der einfallsreiche Weltenbau ist sehr gelungen, alles wird detailliert und glaubhaft beschrieben. Nahbar und vielschichtig werden die Charaktere durch die Kommunikation miteinander.
In dieser Geschichte ist nichts, wie es scheint, das fängt schon beim auf den ersten Blick idyllischen Cover in sanften Farben an, wären da nicht das leere Ruderboot und am oberen Rand die schwarzen Nebelschwaden.
Die Spannung steigt stetig an und ich habe mit Emory gerätselt, was genau in besagter Nacht passiert ist. Erst zum Schluss ergeben alle Puzzleteile ein vollständiges Bild.
Stuart Turton stellt in 'Der letzte Mord am Ende der Welt' die Frage, was das Menschsein ausmacht und unterhält mit einer spannenden und wohl durchdachten Geschichte mit überraschenden Wendungen. Er hat einen überzeugenden genreübergreifenden Roman geschrieben, gleichzeitig Krimi, Dystopie und Science Fiction.
Der Autor ist ausgesprochen vielseitig und hat bisher ganz unterschiedliche Bücher geschrieben, ich freue mich auf sein nächstes und kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.