Mitte des 20. Jahrhunderts blickten viele Liberale missmutig auf die Welt der Moderne mit ihren verheerenden Kriegen, mörderischen Totalitarismen und der Atomkriegsgefahr. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Ideale der Aufklärung Teil des Problems sind, nicht Teil der Lösung. Der amerikanische Historiker Samuel Moyn zeigt in diesem fesselnden Buch, das in der angelsächsischen Welt eine intensive Debatte ausgelöst hat, wie führende Intellektuelle in der Ära des Kalten Krieges den Liberalismus daraufhin transformierten und uns dadurch ein katastrophales Erbe hinterließen.
Feinsinnig und zugleich polemisch zeichnet Moyn nach, wie Hannah Arendt, Isaiah Berlin, Gertrude Himmelfarb, Karl Popper, Judith Shklar und Lionel Trilling den moralischen Kern der Aufklärung zugunsten einer Philosophie preisgaben, die sich einzig und allein um die Bewahrung der individuellen Freiheit dreht. Indem er diese Haltung sowie die jüngste Nostalgie für den Liberalismus des Kalten Krieges zwecks Verteidigung des Westens als moralisch entkernt, ja als gefährlich freilegt, weist Moyn zugleich einer neuen emanzipatorischen und egalitären liberalen Philosophie den Weg. Denn der Schaden jener Epoche muss repariert, das Überleben des Liberalismus muss gesichert werden.
Feinsinnig und zugleich polemisch zeichnet Moyn nach, wie Hannah Arendt, Isaiah Berlin, Gertrude Himmelfarb, Karl Popper, Judith Shklar und Lionel Trilling den moralischen Kern der Aufklärung zugunsten einer Philosophie preisgaben, die sich einzig und allein um die Bewahrung der individuellen Freiheit dreht. Indem er diese Haltung sowie die jüngste Nostalgie für den Liberalismus des Kalten Krieges zwecks Verteidigung des Westens als moralisch entkernt, ja als gefährlich freilegt, weist Moyn zugleich einer neuen emanzipatorischen und egalitären liberalen Philosophie den Weg. Denn der Schaden jener Epoche muss repariert, das Überleben des Liberalismus muss gesichert werden.
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»Ein kühnes und aufregendes Buch.« The Washington Post 20240423
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Ein wichtiges Buch, das besser strukturiert hätte sein können: So beschreibt Rezensent Michael Kuhlmann Samuel Moyns Studie zum Liberalismus. Der, so fasst Kuhlmann Moyns zentrales Argument zusammen, schadete sich in der Phase des Kalten Krieges selbst, weil er aus historischen Erfahrungen wie der Jakobinerherrschaft nach der Französischen Revolution die falschen Schlüsse zog. Denker wie Judith Shklar und Lionel Trilling wandten sich gegen die Forderungen eines älteren Liberalismus, setzt Kuhlmann die Rekonstruktion fort, gestalterisch auf die Gesellschaft einzuwirken, um Freiheit für alle zu erringen. Stattdessen verkürzte diese Tradition, beschreibt Kuhlmann mit Moyn, Liberalismus auf Staatskritik und verzichtete beispielsweise auch darauf, den Menschen in Afrika und Südamerika ein Recht auf Befreiung zuzugestehen. Das sind wichtige Gedanken auch mit Blick auf den Siegeszug des Neoliberalismus, findet Kuhlmann, allerdings ist Moyns Buch ihm teilweise zu detailorientiert geraten, auch die Kapitelstruktur ist unübersichtlich. Schade findet das Kuhlmann insbesondere deshalb, weil insbesondere Liberale hier durchaus viel lernen können.
© Perlentaucher Medien GmbH
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