Einfühlsamer Liebeskummerratgeber mit vielen praktischen Tipps
„Wenn wir etwas sehr Schmerzhaftes erleben … reagieren Körper und Seele gleichermaßen. Der Liebeskummer zwingt uns eine Art Auszeit auf.“
Die Autorin führt gleich zu Beginn aus, dass von der Gesellschaft „lange Beziehungen bewundert
und gefeiert“ werden. Kürzere Beziehungen hingegen werden als Versagen gewertet – man hat es wieder…mehrEinfühlsamer Liebeskummerratgeber mit vielen praktischen Tipps
„Wenn wir etwas sehr Schmerzhaftes erleben … reagieren Körper und Seele gleichermaßen. Der Liebeskummer zwingt uns eine Art Auszeit auf.“
Die Autorin führt gleich zu Beginn aus, dass von der Gesellschaft „lange Beziehungen bewundert und gefeiert“ werden. Kürzere Beziehungen hingegen werden als Versagen gewertet – man hat es wieder nicht geschafft, war nicht liebenswert, hübsch, klug oder was auch immer genug oder hat nicht genug an sich und der Beziehung gearbeitet.
Als wäre der Schmerz einer Trennung nicht genug, schlägt man sich also noch mit den Meinungen der anderen herum. Und selbst wenn man der I-AM-ENOUGH-BEWEGUNG angehört, in Momenten der Trennung und des damit einhergehenden Schmerzes ist es wenig hilfreich, wenn andere meinen, die Trennung können ja kaum so schmerzhaft sein, so kurz, wie man zusammen war. Für das Scheitern schreibt man sich sowieso oft selbst die Schuld zu.
Sinngemäß sagt die Autorin zudem, dass man sich schnell an einen Menschen gewöhnt, es dennoch aber Monate und Jahre dauern kann, bis man den Verlust verwunden hat. Auch das kann ich bestätigen.
Wie man sieht, habe ich mich von der Einleitung dieses Buches sehr gut abgeholt gefühlt.
Im Folgenden erfahren wir einiges über die Phasen der Trennung, jeweils mit konkreten Tipps, die in der jeweiligen Phase helfen können. Einige Tipps waren mir bereits bekannt, aber nichtsdestotrotz funktionieren sie ja und verdienen deswegen auch Erwähnung.
Persönlich finde ich eine Social-Media-Sperre in der Zeit nach einer Trennung sehr hilfreich. So habe ich das selbst gehandhabt, was aber auch damit zu tun hatte, dass ich ohnehin schon lange keine Lust mehr auf FB & Co hatte. Von einigen Netzwerken kann man sich auch vorübergehend abmelden, wenn das kein endgültiger Schritt sein soll, das hilft auf jeden Fall, nicht mehr ständig mit dem Ex konfrontiert zu werden.
Ich mochte alle Tipps, die mit Aufschreiben zu tun haben, weil man da total ehrlich sein kann, vor allem sich selbst gegenüber. Z. B.: Warum man sich getrennt hat, wo man viel zu lange faule Kompromisse gemacht hat, aber wichtig ist auch, über auch alle Gefühle zu schreiben, die in einem hochkommen. Wie man mit diesen Gefühlen umgeht, auch darüber gibt es viel zu wissen. Ähnlich wie die Autorin es rät, bin ich das bei meiner letzten Trennung gemeinsam mit zwei Freundinnen angegangen. Wir haben uns jeden Tag für eine bestimmte Zeit per Zoom, also online, getroffen, und zusammen laut geweint, regelrecht gewehklagt. Diese Phase des totalen Kummers hat etwa eine Woche gedauert und ich habe das gemeinsame Weinen als sehr hilfreich empfunden. (Kleiner Tipp von mir: Nicht alle, die dabei mitmachen, müssen wegen derselben Sache weinen, es kann auch ein anderer Verlust sein, den man betrauert als nur der des Partners.)
Neben wirklichen vielen hilfreichen Übungen, gefällt es mir, dass dieses Buch auch hinterfragt, ob Single-Sein per se schlecht ist bzw. inwieweit die Beziehung, die wir glauben, zu wünschen, wirklich das Nonplusultra für uns ganz persönlich ist.
Besonderer Wert wird von der Autorin auch darauf gelegt, unser Leben nach dem Ende des Liebeskummers zu planen. Denn es ist zwar eine Möglichkeit, sein Herz zu verschließen und die Hände von Beziehungen zu lassen, aber das werden sicher die wenigsten von uns wollen. Ich würde sagen, über die Hälfte des Buches widmet sich der Zeit danach und das finde ich persönlich sehr stimmig.
Obgleich das Buch klein und handlich ist und um die 200 Seiten umfasst, gibt es hier jedoch viele Übungen, für die man einiges an Zeit einplanen darf. Hier braucht es Selbstdisziplin und eine gute Planung. Einige Übungen stehen bei mir selbst noch aus. Ich glaube aber, dass es hilfreich ist, sich längere Zeit mit dem Input aus diesem Buch zu befassen. Vor allem, wenn man sich bereits vorstellen kann, wieder eine neue Partnerschaft ins Auge zu fassen oder aber sein Leben diesbezüglich noch einmal neu zu überdenken.
Dieser Ratgeber sei allen ans Herz gelegt, die gerade unter Herzschmerz leiden und keine Lust haben, diesem Gefühl taten- und hilflos gegenüberzustehen. Wer sich wirklich auf dieses Buch einlässt, der hat die Chance, dieses Drama als auch Trauer und Schmerz wesentlich schneller aufzulösen.
Dieses Buch ist nicht gegendert – wer darauf Wert legt, bitte Finger weg von diesem Buch. Ich persönlich fand es herrlich entspannt, dass darauf verzichtet wurde. Aber am Gendern scheiden sich bekanntlich die Geister. Es wäre also schade, wenn jemand das Buch nur aufgrund dessen nicht mag.