Drei seit langem miteinander befreundete Paare treffen sich in einem Nobelrestaurant auf dem Lande, um die letzten Stunden des Jahres 2004 gemeinsam zu verbringen. Da ist Bernward, der sie alle eingeladen hat, er und Harriet sind auf geradezu ideale Weise seit mehr als zwanzig Jahren miteinander verbunden, und da ist Karla, die an der Treue ihres Mannes nicht zweifelt, obwohl offensichtlich ist, dass Arthur sie mit Nina betrügt. Nina, die mit Arno versucht eine Ehe zu führen, in der Treue nicht gefordert wird. Uberraschend mitgebracht hat das Paar eine junge, schöne Frau. Ihre Anwesenheit verändert nicht nur das Zusammenspiel der drei Paare lässt Empfindungen und Erinnerungen bedeutsamer werden, sondern fordert auch eine Entscheidung von dem, der Judith liebt. Verrat ist im Spiel, einerlei, wie die Entscheidung fällt. Welche Liebe wird bewahrt, welche ist schon lange verloren, aufgegeben oder wiedergewonnen? Liebe verlangt nach Vetrauen, aber gerade dieses erwünschte Doppelgespann erweist sich als Illusion. Ist der Verrat am anderen erst vollzogen, wenn er offenbart wird oder war das den anderen Vernichtende gerade seine Geheimhaltung? Anwesend sind viele Gäste bei diesem festlichen Essen. Doch scheint der heitere, übermütige Ton, je länger der Abend dauert, gedämpfter zu werden. Wegen der Tsunamikatastrophe, die erst vor einigen Tagen geschah, wird es auch nicht wie üblich um Mitternacht von der Terasse des Restaurants aus ein Feuerwerk geben. Eine andere Gewalt baut sich im Hintergrund der Szene auf.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Ingrid Bacher hat ein "atmosphärisch dichtes und düsteres" Buch geschrieben, meint Rezensentin Heike Kunert. Ihre Erzählung spielt in der Silvesternacht nach dem Tsunami, die drei Ehepaare und eine junge Frau angesichts der Katastrophe weniger ausgelassen als sonst begehen wollen. Sie treffen sich, um zu reden und ohne die üblichen "Stimmungsutensilien" des Jahreswechsels brechen sich private Katastrophen Bahn. Ein Mann betrügt seine Frau mit einer Jüngeren, eine andere erinnert sich schmerzhaft an ihre Kindheit und bis Mitternacht gerät das zwischenmenschliche Gefüge gehörig durcheinander. Gelungen findet die Rezensentin die "subtile Art", mit der Bacher Andeutungen persönlicher und geologischer Katastrophen miteinander verbindet und die den Leser ahnen lässt, dass bald Schlimmes passiert. Ein "Panorama aus Betrug und Selbstbetrug" sei hier entstanden und eine Warnung davor, den Dingen zu sehr "auf den Grund gehen zu wollen".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH