Graham Moore, der mit einem Oscar ausgezeichnete Autor (für das Drehbuch zu The Imitation Game, 2015) findet die Inspiration für seine Werke in den Biografien interessanter Persönlichkeiten. Alan Turing, Nikola Tesla, Thomas Alva Edison und nun also Arthur Conan Doyle.
Die Handlung seines Romans
„Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“ (The Sherlockian, 2010) springt zwischen zwei Zeitebenen hin…mehrGraham Moore, der mit einem Oscar ausgezeichnete Autor (für das Drehbuch zu The Imitation Game, 2015) findet die Inspiration für seine Werke in den Biografien interessanter Persönlichkeiten. Alan Turing, Nikola Tesla, Thomas Alva Edison und nun also Arthur Conan Doyle.
Die Handlung seines Romans „Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“ (The Sherlockian, 2010) springt zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Zum einen begleiten wir Arthur Conan Doyle in dem Zeitraum zwischen 1893 und 1900. Seines Protagonisten Sherlock Holmes überdrüssig, hat er diesen kurzerhand ins Jenseits befördert, nicht ahnend, welch schwerwiegende Konsequenzen dies auch für sein tägliches Leben haben würde – wobei Anfeindungen auf offener Straße noch die harmlosesten Reaktionen sind. Als eine Briefbombe in seinem Haus detoniert, weckt der Begleitbrief Doyles Neugier: ein Zeitungsausschnitt über einen Mord im East End, das Opfer offenbar nicht von Interesse für Scotland Yard. Gemeinsam mit seinem Freund Bram Stoker, Autor des „Dracula“, macht sich Doyle im viktorianischen London auf die Suche nach dem Mörder, nicht ahnend, dass die Tote im East End nur die Spitze des Eisbergs ist.
Im zweiten Handlungsstrang befinden wir uns im Jahr 2010, eine Zusammenkunft der Baker Street Irregulars, eine Vereinigung von Sherlock-Fans. Ein außergewöhnliches Ereignis steht bevor, hat doch Alex Cale, Mitglied und Experte des Zirkels, das lange verschollene Tagebuch Doyles gefunden, in dem die Zeitspanne zwischen Holmes Tod und dessen „Wiederauferstehung“ behandelt wird. Doch noch vor seinem Vortrag wird er ermordet. Und zum Leidwesen aller ist von dem Tagebuch keine Spur zu finden. Harold White, Die-Hard-Sherlockianer, ist überzeugt davon, den Mordfall mit Holmes‘scher Deduktion aufklären zu können und das Tagebuch zu finden. Unerwartete Unterstützung erhält er dabei von der Journalistin Sarah Lindsay, die notwendigen finanziellen Mittel für die Suche in Übersee stellt Doyles Urenkel Sebastian bereit.
Die beiden Handlungsstränge sind sauber getrennt und haben (mehr oder weniger) ihren eigenen Reiz, vor allem, was die Atmosphäre im „ Conan Doyle-Strang“ angeht. Einerseits London zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, mit seinen dunklen Gassen und den zwielichtigen Gestalten, sicherlich von besonderem Reiz für all diejenigen, die die heutige Metropole jenseits der Touristenpfade kennen. Andererseits die Schnitzeljagd von Harold und Sarah nach dem verschwundenen Tagebuch im Stile eines Dan Brown. Allerdings konnte mich diese Erzählebene nicht wirklich packen, das war mir zu konventionell heruntergeschrieben, sehr beliebig und ohne größere Überraschungsmomente.
Begeistert hat mich hingegen die Handlung rund um Conan Doyle, die mit zahlreichen Querverweisen zu bekannten Persönlichkeiten wie Bram Stoker, Oscar Wilde und Agatha Christie, einer detaillierten Schilderung der Lebensbedingungen im viktorianischen London sowie den sich anbahnenden politischen Veränderungen in Form der Suffragetten-Bewegung (hier vertreten durch die reale Emily Davison und Millicent Fawcett) punktet.
Als historischer Roman funktioniert das Buch, was mit Sicherheit daran liegt, dass sich Moore an historisch Verbrieftem orientiert und dies mit fiktionalen Elementen aufpeppt. Hier überzeugt der Roman mit wundervoll atmosphärischen Schilderungen und höchst interessantem Personal. Daran werden nicht nur die Fans des Meisterdetektivs Freude haben. Wobei es jenen mit Sicherheit großes Vergnügen bereiten wird, die diversen Anspielungen im Text zu entschlüsseln und in das Werk Arthur Conan Doyles einzuordnen.