Essay aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: sehr gut, Universität Siegen (FB Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Musils Roman muß als einer der bedeutendsten der Moderne gelesen werden. Ob auch als einer der einflußreichsten, erscheint fraglich. Spätere literarische Traditionen der Nachkriegsliteratur erscheinen gegenüber diesem Werk als Anachronismen, weder in Form noch in Inhalt, wird vergleichbares angestrebt oder erreicht. Jede literarische Bewegung ist eine Reaktion, sei es auf gesellschaftliche, politische, geistige Entwicklungen, sie ist aber auch Reaktion auf literarische Tradition, die Bewegung vielfach Gegenbewegung. So kann die literarische Moderne als Innovation verstanden werden, die sich vom tradierten Erzählen des poetischen Realismus abgrenzt. Zwar entziehen sich Begriffe wie Realismus und Moderne aufgrund ihrer Vielschichtigkeit einer eindeutigen Definition, doch konnotieren sie so Unterschiedliches, dass ihre Gegensätzlichkeit augenscheinlich wird. Das Rationale scheint eher Paradigma für die realistische Tradition zu sein, wenn Fiktion so realistisch ist, dass sie Wirklichkeit sein könnte, während das Irrationale mehr dem Modernen zukommt, wenn es um Darstellung des Unmöglichen, um Ablösung von überkommenen Formen geht.