Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Germanistische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Heiner Müller, Sprache: Deutsch, Abstract: Die folgende Hausarbeit behandelt den griechischen Mythos der Kindsmörderin Medea und legt dabei das Augenmerk auf die unterschiedliche Bearbeitung und Darstellung der Medea durch Euripides, Heiner Müller und Christa Wolf. Die Faszination für Medea hat nicht nur die Jahrhunderte überdauert, sondern vielmehr versteht jede Epoche ihre Geschichte anders und revidiert das Bild, das wir von ihr haben. Deshalb werden im ersten Teil der Hausarbeit die Medeen der oben genannten Autoren charakterisiert und es werden besonders das Verhalten und die Entscheidungen Medeas analysiert. Es wurden die Versionen von Heiner Müller und Christa Wolf gewählt, da sie zwei Autoren der selben Generation sind. Viel entscheidender jedoch ist, dass sie als Bürger der Deutschen Demokratischen Republik auch den selben Kulturraum teilten. Deshalb ist es interessant zu sehen, dass zwei Autoren mit gleichen Lebensbedingungen den Medea-Mythos bearbeiteten und trotzdem zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Denn während Heiner Müller sich nah an die Version von Euripides hält und Medea zu einer wahnsinnigen und rachsüchtigen Furie macht, lässt Christa Wolf ihre Medea als humane, empathische und eigenwillige Frau wirken, die zum Opfer von Intrigen und Verleumdung wird. Es lassen sich somit schon auf den ersten Blick große Unterschiede zwischen den beiden Texten feststellen. Bei der genaueren Bearbeitung der Texte wird der Blick dabei auf folgende Frage gerichtet: „Welche Rückschlüsse lassen sich von der Darstellung der Medea auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft ziehen?“. Diese Frage hat sich ergeben, da Medea eine beliebte Protagonistin in der feministischen Literatur ist. Im zweiten Teil der Hausarbeit werden daher Müllers und Wolfs Medeen mit einander verglichen und die gestellte Forschungsfrage beantwortet. Das zentrale Ergebnis des Vergleichs ist, dass sich Müllers Medea nur durch den Mord an Glauke und ihren Kindern aus der Unterdrückung Jasons befreien kann. Durch diesen Emanzipationsakt versucht sie ihre eigene Identität, welche sie in der Ehe mit Jason verloren hat, wiederzufinden. Bei Wolf dagegen, bewahrt Medea in ihrer Ehe ihre Identität, doch sie ist als emanzipatorisches Vorbild ungern gesehen und wird daher zum Opfer einer männlich beherrschten Gesellschaft und verliert sowohl ihre Heimat wie auch ihre Kinder.