Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1.7, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Neuere deutsche Literatur), Veranstaltung: Heroinen der Bühne, Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Arbeit zum Thema" Der Medea-Mythos: Zwischen Dämonisierung und Psychologisierung" beschäftige ich mich mit der widersprüchlichen und facettenreichen Figur der Medea, die ich nicht eindimensional, sondern in ihrer ganzen Mehrdeutigkeit interpretieren möchte. Ausgehend von der Auseinandersetzung mit der Mythenproduktion als einer wichtigen Sozialisationsinstanz der kulturellen Identität u.a. der Völker, nähere ich mich den symbolischen Weiblichkeitsentwürfen in der Figur Medeas, in der ambivalente Männerphantasien, unterschiedliche soziale Rollen und produktive und zerstörerische Komponenten verkörpert sind. Entlang des Verständnisses der verschiedenen Facetten Medeas als tragisch-weibliches Subjekt, beschäftige ich mich des Weiteren sowohl mit ihren destruktiven und mörderischen weiblichen Anteilen als auch mit ihren weiblich schöpferischen Fähigkeiten. Dabei geht es mir darum, anhand der Medea-Figur eine anregende Perspektive zur Beziehung zwischen der offensiven weiblichen Sexualität, weiblicher Aggression und dem Streben nach Selbstbehauptung aufzuzeigen. Im Mittelpunkt dieser Problematik wird die als bedrohlich empfundene Verbindung zwischen der sogenannten virulenten weiblichen Sexualität und der mütterlichen Rolle der Frau stehen. Diese ambigue Vorstellung von der Frau als `unzüchtiges Weib` und gleichzeitig `entsexualisierte Mutter`, die eine reine Verkörperung von Männerphantasien darstellt, wird in dieser Arbeit als Grundlage für das Verständnis der Ambivalenz in der Medea-Figur verstanden. Im abschließenden Teil der Arbeit wende ich mich der Medea-Version von Franz Grillparzer zu, der in der älteren Literaturforschung für seine "Psychologisierung des Medea-Mythos" gepriesen wurde. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Psychologie im Medea-Mythos wird den Ausgangspunkt für die Behauptung bilden, dass die Grillparzersche Reinterpretation des Medea-Mythos als " eine moderne Ehetragödie" in der Tradition der veränderten Werte des ausgehenden 18. Jahrhunderts bezüglich der Rolle der Familie und der Frau und der extremen "Polarisierung der Geschlechtercharaktere" steht und deswegen den ursprünglichen subversiven Kern und den provokativen Charakter der Medea-Figur schwächt. Im Schlussteil werden die Analyseergebnisse noch einmal kurz zusammengefasst und eine kritische Bilanz gezogen.
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