Die Arbeit beschäftigt sich anhand von drei monolingualen deutschen und drei bilingualen deutsch-englischen Fallstudien mit dem Erwerb von Infinitivkonstruktionen. Sie basiert auf der Analyse von etwa 60.000 spontansprachlichen Äußerungen, die auf das allmähliche Auftreten der verschiedenen Infinitivkonstruktionen und ihrer Vorläuferstrukturen hin untersucht werden. Die beobachteten Kinder sind zwischen zwei und fünf Jahren alt. Ziel der Arbeit ist es, eine Datenlücke in der deutschen Spracherwerbsforschung zu schließen und im Vergleich der englischen und deutschen Erwerbsverläufe generelle Erkenntnisse zum Wie des Erwerbs der Infinitivkonstruktionen zu erhalten. Die sprachvergleichende Perspektive hilft, den Stellenwert der Infinitivkonstruktionen für den Erwerb der beiden Sprachen näher zu bestimmen und Faktoren zu identifizieren, die Veränderungen in den Sprachsystemen bewirken und die die Erwerbsreihenfolge entscheidend beeinflussen. Es zeigt sich, daß sich der Erwerb der Infinitivkonstruktionen über einen langen Zeitraum erstreckt. Während eines Beobachtungszeitraums von über zwei Jahren erwerben die hier beobachteten Kinder nicht sämtliche zielsprachlichen Infinitivkonstruktionen vollständig. Alle beobachteten Kinder verwenden (Subjekt-)Kontrollstrukturen; ECM- und Raisingstrukturen sind jedoch kaum belegt und nicht produktiv. Dies gilt für beide Sprachen. Deutsch und Englisch unterscheiden sich aber hinsichtlich der Komplexität der Sprachsysteme, wenn die Kinder beginnen, die Infinitivkonstruktionen zu erwerben, und hinsichtlich des interindividuellen Variationsraums, den die Kinder beim Erwerb nutzen. Für die bilingualen Kinder gelingt es, jeweils zwei Erwerbsverläufe zu beschreiben, die denen monolingualer Kinder weitgehend entsprechen. Dies spricht für die Ausbildung zweier Systeme bei diesen Kindern.
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