Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Weltgeschichte - Altertum, Universität Zürich (Historisches Seminar), Veranstaltung: Das Christentum vor dem Toleranzedikt, Sprache: Deutsch, Abstract: Bei der Beschäftigung mit dem Montanismus beginnen die Streitfragen und die Unklarheiten bereits mit der Definition dessen, worüber gesprochen werden soll. Handelt es sich bei der Bewegung des Montanismus um eine frühchristliche häretische Strömung, also um eine Irrlehre? Und was kann Irrlehre heissen in einer Zeit, in der von Orthodoxie nur sehr vorsichtig, sozusagen in Anführungsstrichen gesprochen werden kann? Oder haben wir es vielmehr mit dem ersten Schisma der entstehenden Kirche zu tun, wie andere annehmen, also mit Differenzen in der Auslegung der grundsätzlich gemeinsam vertretenen Lehren? Diese Fragen können hier zwar nicht beantwortet werden, sollen aber eine Ahnung geben von den Schwierigkeiten, sich auch über grundlegende Fragen, die den Montanismus betreffen, einig zu werden. Es gibt kaum einen zunächst für gesichert gehaltenen Punkt, der nicht irgendwann – trotz des schmalen Umfangs der Literatur, der hier zur Verfügung steht – hinterfragt oder vielmehr bestritten wird. Lebten die Montanisten in der Erwartung der unmittelbaren Endzeit? Führten sie pagane Elemente in den christlichen Kultus ein? Unterschieden sie sich in ihrer Wertschätzung von Frauen von den anderen (früh-)christlichen Gemeinden? War ekstatische Prophetie im christlichen Kontext üblich oder nicht? Auf einige dieser Fragen werde ich eingehen, doch werde ich mich, was die Hauptpunkte betrifft, auf die gelehrte Mehrheitsmeinung stützen und vor allem die Quellen zu Wort kommen lassen. Dass die Quellen spärlich und einseitig verfasst sind, brauche ich – gerade angesichts eines solchen Themas – kaum zu erwähnen. Dennoch werde ich versuchen so gut als möglich zu referieren, was es mit diesem Mann namens Montanus und seinen Prophezeiungen auf sich hatte, und welche Unruhe er durch sein Wirken in die noch jungen christlichen Gemeinden brachte.