Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Theorierichtungen, Note: 2,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Soziologie der Kritik oder kritische Soziologie?, Sprache: Deutsch, Abstract: Nicht selten kommen soziologische Theoretiker/innen in ihren Betrachtungen zu dem Schluss, dass der Kapitalismus als Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung der freien Entfaltung menschlicher Individualität im Wege steht. Ebenso attestieren verschiedene Soziolog/innen der kapitalistischen Gesellschaft eine durchgehende Irrationalität in ihren Abläufen. Die Schlüsse in Bezug auf die Aufgaben soziologischer Theorie, die aus diesen Betrachtungen gezogen werden, sind dabei allerdings äußerst verschieden. Die Frage danach, ob Soziologie die irrationalen Momente kapitalistischer Vergesellschaftung kritisieren soll oder sich lediglich auf deren Analyse und die Beobachtung in der Gesellschaft stattfindender Kritik beschränken soll, wird sehr verschieden beantwortet. Während einige Vertreter/innen des Faches unter Bezugnahme auf die geschichtliche Entwicklung der Soziologie darauf verweisen, dass sie seit jeher einen kritischen Anspruch verfolgte, verweisen gleichzeitig die Verfechter/innen der "Soziologie der Kritik" auf die mangelnden Wertneutralität kritischer Soziologie. In der vorliegenden Arbeit werde ich mich mit der Rolle der Kritik im Werk Luc Boltanskis und Eve Chiapellos beschäftigen. Hierbei ist speziell ihre Auffassung über den Einfluss der Kritik auf die Dynamik der Veränderung des Kapitalismus interessant. Boltanksi und Chiapello vertreten die These, dass der Kapitalismus auf Kritik angewiesen ist. Um die Wechselwirkung zwischen den beiden Begriffen erklären zu können, führen die Autor/innen den Begriff des "Geist des Kapitalismus" in ihrem Werk ein. Im Folgenden werde ich versuchen, das Modell des sozialen Wandels zu rekonstruieren. Hierzu werde ich mich zunächst den drei Schlüsselbegriffen des Werkes - Kapitalismus, Geist des Kapitalismus und Kritik - widmen. Es soll jeweils darum gehen, die Begriffe zu definieren und ihre Bedeutung für die Theorie zu erläutern. Anschließend werde ich versuchen die Begriffe in ein Verhältnis zu setzen und ihre gegenseitigen Wechselwirkungen zu erläutern. Abschließend ist noch die Frage zu klären, ob sich der Theorieansatz, den Boltanski und Chiapello entwerfen, der kritischen Soziologie zuordnen lässt, oder ob sich die Autor_innen eher der Soziologie der Kritik verschreiben.