Wir hätten diesen Band mit komplett unzusammenhängenden, aber doch völlig faszinierenden Erzählungen auch Der Niedergang der FAZ nennen können oder Storys, die mir jemand auf der Toilette beim Cannes Filmfestival erzählt hat oder Clickbait Geld reinvestiert in Real Estate oder Analoge Schriftrollen, die ich im Innenhof gefunden habe oder Wahre nachbarschaftliche Musik. Haben wir aber nicht. Denn in einer Geschichte erzählt Anton Artibilov vom Horror-Mittagessen mit seiner Verlegerin. Und so hängt doch alles auf der Welt miteinander zusammen. „Anton Artibilov schreibt wie ein Gestaltwandler.“ Joshua Groß
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Samuel Hamen fühlt sich wohl mit den circa 50 sonderbaren Texten, die Anton Artibilovs Buch versammelt. Es geht um eine Art Bestandsaufnahme der Gegenwart, erfahren wir, die aber abseits ausgetretener Pfade verläuft. So können in diesem Buch etwa Kamele aus der Werbung sprechen, erläutert Hamen per Beispiel, beziehungsweise gerade nicht, aber eben das Nichtsprechen des Kamels wird bei Artibilov zur Pointe. Die Normalität interessiert diesen Autor nicht, heißt es weiter, gesucht wird nach einer Perspektive, aus der aus Abstrusität Klarsicht wird. Stilistisch erinnert das den Rezensenten an Social-Media-Postings, die Themen sind vielfältig, von Naturreflexion bis Keanu Reeves. Manchmal mag das alles arg hemdsärmelig daherkommen, gesteht Hamen ein, der aber Artibilovs Umarmung des Sonderbaren dennoch als eine Wohltat empfindet angesichts der ansonsten grassierenden literarischen Ernsthaftigkeit.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH